100 Kilometer sind im Nu vorbei
„Sind deine Socken etwa auch von innen rot?“ – „Nein, das ist Blut“, stelle ich überrascht fest. Aber wie sollen meine Füße auch aussehen nach 100 Kilometern in 24 Stunden „klotzen“?
crossie vom DPB ist den Klotzmarsch gelaufen – bis zum Schluss!
Um 21 Uhr in der Kneipe am Bahnhof, lautete die Anweisung von den beiden Wandervögeln scholle und Martin. Sie haben sich vor einigen Jahren den „Klotzmarsch“ ausgedacht, nach Vorbild der österreichischen Wandervögel von Burg Streitwiesen. Das Konzept der „jährlichen Quälerei“ ist einfach: mit möglichst wenig Gepäck in möglichst kurzer Zeit hundert Kilometer laufen, und als besonderer Nebeneffekt auch durch möglichst schöne Landschaft: die Lüneburger Heide. Der kleine niedersächsische Ort Handeloh liegt ungefähr hundert Kilometer vom Wandervogelhof Reinstorf entfernt und hat eine Bahnanbindung.
Es ist der letzte Freitag im August, als meine Kusine Alex und ich zusammen mit russland, goldie und Felix vom BdP dort eintreffen. Die Klotzmarscherfinder gesellen sich zu uns. Jedes Jahr würden sie es auch nicht bis zum Ende schaffen und haben allen Teilnehmern vorsorglich die Zugzeiten der zwei Bahnhöfe auf dem Weg ausgedruckt. Pfff, die brauchen wir nicht. Aber umso mehr die neun kopierten Kartenabschnitte, auf die wir uns die Orte einzeichnen, welche wir durchwandern müssen. Zwei Hamburger Wandervögel stoßen noch dazu, dann geht es endlich los. Nanu, da glänzt uns ein silberner Wandervogelgreif auf der Straße an, soll der etwa den Startpunkt markieren? Mindestens zweimal verdanken wir ihm später die richtige Abzweigung.
Die BdPler mit den langen Beinen legen ein gutes Tempo vor, wir folgen. Bei Nacht durch den „Totengrund“, das klingt abenteuerlich. Was war das? Eben noch am Laufen, nun fliege ich durch die Luft und lande auf einem Sandhügel. Den haben alle mitgenommen, erzählen sie später. So ist das wohl, wenn man durch den dunklen Wald marschiert. Nur an den Kreuzungen schalten wir kurz die Taschenlampe an um die Wegsteine zu lesen.
Zwei Uhr nachts, ungefähr 20 Kilometer liegen hinter uns. An einer Autobahnauffahrt versuchen wir uns zu orientieren. „Mädels, kann ich euch helfen?“, fragt einer der seltenen Autofahrer und beäugt uns kritisch. Nee danke, wir haben uns nur kurz mal auf die Straße gestellt, um die Schilder durchzulesen. Den Rest der Truppe haben wir lange vor und hinter uns gelassen. Eine Stunde später legen wir uns direkt am Wegesrand schlafen. Für vier Stunden schlummern lohnt es nicht, tiefer in den Wald hineinzugehen.
Verzweiflung in der Mittagspause. Mitten im Militärgebiet haben wir uns verlaufen. Wir wissen noch nicht einmal mehr, wo auf der Karte wir uns befinden. Jetzt doch das Smartphone benutzen? Eh kein Empfang. Die Hälfte haben wir schon hinter uns, auch die ersten Ausfallerscheinungen. Aber wunde Füße und schmerzende Knie sind noch lange kein Grund aufzugeben. Erstmal absatteln und ausdiskutieren, ob wir den Weg lieber links oder rechts runter laufen. Da sehen wir von weiten zwei Gestalten näher kommen. Es sind Christian und scholle! Der Begründer des Marsches kennt den Weg. Den ganzen Nachmittag begleitet er uns mit seinen Geschichten.
Kilometer 70. Alex und ich sind gerädert. Auf längere Pausen haben wir den ganzen Marsch über verzichtet, wer anhält, verliert! Auf Wiedersehen scholle, der ein Nickerchen auf einer Bank machen möchte. Wir müssen es nur von Dorf zu Dorf schaffen, dann haben wir die letzten Kilometer. Daran halten wir uns fest! Es ist Nacht, es wird kühl, und die Straße am Horizont tanzt vor unseren Augen.
Bokel, der letzte Ort auf unserer Karte, die letzten Kilometer zum Hof. Kurz Ausruhen vor dem Endspurt. Eine Frau will uns mitnehmen. Nein danke, heute leider nicht! Wir könnten den angenehmeren, aber nicht ausgeschilderten Weg durch den Wald gehen, oder einfach an der Straße entlang. Während wir dem weiß angestrichenen Asphalt folgen, wünsche ich mir hinter jeder Biegung endlich den Ort. Und frage mich, was gerade schlimmer wäre: hinfallen und sich verletzen auf dem unebenen Waldboden im Dunkeln, oder die krassen Fußschmerzen durch die betonierte Straße. Wenigstens mit einem Fuß kann ich auf dem Grasstreifen entlang humpeln.
Reinstorf! Völlig geschafft platzen wir in die Küche des Hofes und lassen uns auf die Stühle sinken. Es ist kurz nach 23 Uhr. 100 Kilometer in 25 Stunden, nicht schlecht fürs erste Mal. Die Hofmannschaft schaut uns ungläubig an: „Und ihr habt es wirklich geschafft, seid nicht hergetrampt wie die zwei Hamburger?“. Die BdPler hingegen sind schon am frühen Abend angekommen und liegen längst im Bett. Alexandra und ich grinsen in uns hinein: die ersten Frauen, die den Klotzmarsch geschafft haben! Danach haben wir den Sieger-Bonus: man holt uns Essen, Trinken, warme Fußbäder sowie die Matratzen ins anliegende Zimmer, heute kein Treppenlaufen mehr! Ach ja, und nach dem Sockenausziehen gibts natürlich medizinische Erstversorgung.
Großer Respekt! Ich freue mich immer schon, wenn ich den Bundesmarathon in weniger als 9 h geschafft habe.
Dann sozusagen das Ganze noch mal von vorne und wenn das geschafft ist gleich noch mal ~15 km hintendran?
Ich weiß nicht … aber man soll ja niemals nie sagen!
Ach ja … um mit einem Smartphone herauszubekommen, wo man ist, ist überhaupt keine Internetverbindung nötig. Ein Smartphone mit GPS und etwas Vorbereitung vor dem Start(!) genügt:
Lade Dir die App „OsmAnd“ (http://osmand.net/) herunter und dann die Offline-Karte für das Gebiet, in dem Du dich verlaufen möchtest. Fertig.
Wenn Du dann nicht mehr weiter weißt einfach Smartphone anknipsen, GPS an, OsmAnd starten und einen Moment warten. Dann siehst Du wie es weiter geht, nur Laufen mußt Du dann noch alleine.
Für Deutschland sind die Kartendaten schon sehr gut, für eher abgelegene Fahrtengebiete wie Lappland erscheint mir noch „Ausbaupotential“ zu bestehen. Alles basiert auf OSM = OpenStreetMap, der freien Weltkarte (ist also das, was Wikipedia im Bereich Wissen/Lexikon ist).
Mit der kostenlosen Version von OsmAnd kannst Du Dir bis zu 10 Kartenteile herunterladen, das reicht dann auch für eine 1000km-Wanderung durch Deutschland (hier zählt jedes Bundesland eine Karte). Andere Länder sind eine Karte, z.B. Finnland, Schweden.
Ich nutze seit einer Weile die kostenpflichtige ‚Pro‘ Version, da sind die Downloads dann nicht mehr begrenzt und somit könnte ich mir die ganze Welt und auch gelegentlich Updates herunterladen.
Wo wir gerade bei offline navigation auf dem Smarphone sind. Ich kann MapFactor Navigator empfehlen. Auch kostenlos. Nutzt ebenso OSM Karten, du kannst aber unbegrenzt karten herunterladen.