Die Seeschlacht von Meierwik – Mit der Mytilus von Göteborg nach Flensburg
Dies ist ein Artikel von Jule, die vergangenen Sommer mit einer bunt zusammengewürfelten Gruppe auf dem bündischen Segelschiff Mytilus von Göteborg nach Flensburg segelte. Kurz vor Erreichen des sicheren Hafens wäre die Überfahrt fast noch gescheitert, denn Mytilus-Skipper Ulf war mit seiner Segel-AG auf Kaperfahrt.
Ende August trafen wir uns in Göteborg, um auf der sagenumwobenen Mytilus anzuheuern und unsere ersten und zweiten seemännischen Erfahrungen zu sammeln. Unter der Obhut von Skipper Volker und seinen beiden Bootsmännern Kami und Uwe stachen wir Sonntagmorgen bei sonnigem Wetter und einer leichten Brise aus Ost in See.
An Bord befanden sich weiterhin die Geschwister Nina und Ole, zwei Leichtmatrosen bayerischer Herkunft, Melli, ihres Zeichens Seesportlerin und heimliche Geliebte des Bootsmanns Kami, Flusa, zukünftige Mutter vieler kleiner Nachwuchskapitäne, die bootsbauende Landratte Armin, Chefnavigator Martin, die seekränkelnde Jukebox Anne und meine Wenigkeit.
Die Route führte uns von Göteborg über Vinga, Anholt und andere kleine Orte in der dänischen Südsee, die wir bei völliger Dunkelheit in dermaßen wahnwitzigen Geschwindigkeiten passierten, so dass sich heute keiner mehr an ihre Namen erinnert, bis nach Flensburg. Nachdem wir uns mit einigen Boje-über-Bord-Manövern warm gefahren hatten, ging es so richtig los, wir hatten den Wind im Rücken, die Sterne über uns, Schweinswale an Back- und Steuerbord und (fast) immer eine Handbreit Wasser unterm Kiel.
Etwa in der Mitte unserer Reise versiegte der Wind und Skipper Volker ordnete eine ausgiebige Badepause an, um die Mannschaft bei Laune zu halten. So lianierten wir fröhlich um die Mytilus herum, hielten Ausschau nach Feuerquallen und ließen uns die Sonne auf sämtliche Körperteile scheinen. Zur Feier des Tages und gegen den drohenden Skorbut versorgte uns Smutje Uwe mit Toast Hawaii und anderen Köstlichkeiten. Mit dem auffrischenden Wind und den rollenden Wellen, die uns glücklicherweise Richtung Flensburg trieben, kehrte auch die Seekrankheit wieder zurück und ließ Teile der Mannschaft bleich an Deck herumliegen. Doch nach zwei durchfahrenen Nächten, in denen uns Kami und Martin sicher durch sämtliche Leitfeuer und flashende Tonnen navigierten, hieß es dann: Kurs auf Annis Kiosk! Es ist Land in Sihicht!
Also segelten wir so schnell wie wir konnten (7,8 kn) in die Flensburger Förde ein, um zum Mittagessen Hotdogs zu verspeisen. Doch wir hatten nicht mit den feindlichen Dänen gerechnet, die ihr Nationalgericht bis aufs Blut verteidigen sollten. In weiser Voraussicht hatte Skipper Volker die Mannschaft bereits bei Einfahrt in die Förde angewiesen, die Munition klarzumachen und die Kanone abzustauben. Und er sollte Recht behalten. Kaum passierten wir Meierwik, griffen sie auch schon an – die bis unter die Zähne bewaffneten Dänen. In einer wendigen Rennyacht unter dem Kommando des berüchtigten Admiral Ølf Neubert nahmen sie uns von allen Seiten in die Zange. Trotz Einsatzes unserer Kanone mussten wir uns nach 20 Minuten Gefecht geschlagen geben.
Die dänischen Haudegen stiegen auf unser Schiff über und raubten unsere goldenen Marabuschätze. Es gelang, sie nach mehreren Stunden mit Hilfe unserer Sangeskünste wieder von Bord zu vertreiben. Fröhlich fuhren wir in den Museumshafen ein und parkten direkt vor Bens Fischhütte. Nachdem die gesamte Mannschaft sich mehr oder weniger schnell vom Schweiß der vergangenen Tage befreit hatte, wurden die vor den Dänen verborgen gebliebenen Rumvorräte mit Cola, Limetten und Eis verfeinert und wir stießen auf eine wunderbare Seereise und sehr lehrreiche Woche an. Zu späterer Stunde ließ es sich auch Admiral Neubert nicht nehmen, auf einen kleinen Schluck vorbeizuschauen. Um uns endgültig zu besiegen, schleppte er uns durch die Hafenkneipen von Flensburg, wo wir alle früher oder später jämmerlich untergingen. Lang war die Reise…AHOI!
Jule
P.S.: Der historische Krabbenkutter Mytilus wurde Ende der achtziger Jahre von Hamburger Pfadfindern erworben und bis Mitte der neunziger vollständig restauriert. Seither segelt Mytilus mit Gruppen aus den verschiedensten Bünden auf Nord- und Ostsee. Weitere Infos zu Mytilus und den Möglichkeite selbst auf dem Schiff zu segeln findet ihr auf: www.mytilus.de
Schreibe einen Kommentar