23

05

Die Grenze füllt uns unser Glas, die Grenze gibt uns Brot…. Überbündischer Osterhajk 2013

Heute berichtet Till aus dem VCP Gau Alt-Burgund vom Osterhaijk 2013. Hinter dem Osterhajk versteckt sich übrigens eine phänomenal geniale Veranstaltung. Aber genaueres erklärt euch Till…

3-das-Haendlerkonglomerat-Ferdinand-Fsicher-Piotre-Pinsel-und-die-Schwarze-Veruschka

„Gewiss, es ist hart und nicht ungefährlich, als Schmuggler zu leben. Ich war der Sache wie einer Droge verfallen. Ich genoss den Reiz der heimlichen Märsche durch die Nacht, die Erregung der Nerven und dies Spiel mit dem Tod und wechselvoller Gefahr. Ich liebte den Heimweg nach langer, schwerer Strapaze, und die Freuden, die sich dann boten, den Wodka, den Gesang, das Spiel des Akkordeons, den frohen Lärm der Genossen.“
(aus „Der Geliebte der großen Bärin von Sergiusz Piasecki)

Ja, so lässt sich das wilde Leben beschreiben, das knapp 70 Jugendbewegte aus verschiedenen Bünden in der Woche nach Ostern erleben durften. Allesamt hatten sie sich zum Osterhajk 2013 eingefunden, einem einwöchigen Stationslauf der einst im Gau Alt-Burgund des VCPs entstand und nun seit Generationen durch die Bünde und Regionen wechselt.

Und was steht in so einer Woche Osterhajk an? Kurz gesagt, geht es darum in kleinen Gruppen eine Woche Fahrt zu erleben – nur weiß man nicht wo es als nächstes hin geht. Jeden Tag stehen zwei Stationen mit Aufgaben an; sind diese bestanden erhält die Gruppe ein Rätsel um hoffentlich herauszufinden, wo die nächste Station liegt. Ihr Rätselgeschick hatten die 15 Gruppen bereits bewiesen als sie am 1. April in Konstanz am Bodensee aufschlugen, denn wie immer war auch der Startort in einem Rätsel verpackt.

Glücklicherweise hatten letztendlich alle dieses gelöst und keiner dümpelte in Königswinter oder Aachen herum.
So traf man sich in „Gintas Kneipe“, dem Treffpunkt aller verwegenen Grenzgänger – denn zunächst galt es die Teilnehmer auf das einzuschwören, was sie diese Woche über verkörpern sollten: Schmuggler an der Grenze!

Den meisten Gruppen war ihre Bestimmung ohnehin schon anzusehen: Schieber- und Kosakenmützen waren an der Tagesordnung, lange Mäntel, mehrere Lagen Röcke und Schnapsflaschen gegen die Kälte genauso beliebt wie Sonnenbrillen für den Pokerblick. Eine Gruppe hatte sich komplett dem intergalaktischen Star-Wars-Schmuggler Han Solo und seinem haarigen Freund Chewbacca verschrieben und trat mit Fellmaske und Laserschwertern auf.

Und so bedurfte es nur eines kleinen Anspiels, um die Gruppen in die verwegene Welt des – übrigens sehr lesenswerten – Schmugglerromans „Der Geliebte der Großen Bärin“ des polnischen Schriftstellers Sergiusz Piasecki zu entführen.

Nachdem also klar war, dass alle Gruppen zusammenarbeiten müssen, um in der nun kommenden Wochen so viel heiße Ware über die Grenze zu bringen wie irgend möglich, starteten die ersten Gruppen durch…oder verschanzten sich erst einmal irgendwo um das erste Rätsel zu lösen.

Doch was passiert eigentlich, wenn man ein solches Rätsel nicht lösen kann?
Wenn alle Stricke reißen und keiner auf des Rätsels Lösung kommt bleibt immer noch, den Notbrief zu öffnen. Darin befindet sich der Ort der nächsten Station, doch die in Not geratene Gruppe verliert ein paar Punkte. Denn natürlich wird über die Woche hinweg ermittelt, wer an den Stationen die meisten Punkte gesammelt, welche Gruppen am schnellsten gelaufen und wer sich rühmen darf, der „Spielidee“ mit Verkleidung und Auftreten am nächsten gekommen zu sein. Alles in Erwartung des letzten Abends wo dann die Gewinnergruppe gekürt wird.

Diese wird mit Preisen überhäuft und erbt das Recht den nächsten Osterhajk organisieren zu dürfen. Doch am ersten Hajktag stehen solche Träumereien von Sieg und Glück noch in weiter Ferne – zunächst einmal gilt es, die ersten Stationen zu meistern.

Außerdem wartete schon die nächste Überraschung auf die Gruppen: Denn wer wirklich geglaubt hatte, die drei hartgesottenen Händlerikonen namens Schwarze Veruschka, Ferdinand Fischer und Piotr Pinsel hätten sich zu einer Allianz zusammengeschlossen, musste erfahren, dass es an der Grenze selten so einvernehmlich läuft. Natürlich spielten alle mit gezinkten Karten und jeder der drei zog sich ein paar Gruppen auf seine Seite – nach dem Motto „wenn ihr meine Waren handelt, gibt’s noch gut was oben drauf“!

Und so galt es die Warenpakete (Schnapsflaschen, Fellen Zigaretten, alles was an der Grenze gut geht) die man an jeder Station in die Hand gedrückt bekam nicht einfach zu verschleudern: Wo trifft man seinen Unterhändler wieder und kann große Gewinne  rauschlagen? Welche Gruppen arbeiten noch für diesen? Sollte man sich mit denen absprechen um mehr Punkte heraus zu schlagen?

Und schon steckten alle Teilnehmer tief in den dubiosen Geschäften, die in der Goldenen Zeit an der Grenze ablaufen! So formten sich über die Tage sonst beinah undenkbare Allianzen – genau wie es beim Schmuggeln von Nöten ist: Die Nordlichter aus Hamburg machten gemeinsame Sache mit der Schmugglerbande aus Süddeutschland. Waldjugend und DPB arbeitet zusammen gegen …. Waldjugend und DPB. Egal ob 12 Jahre alt oder ende 20, egal ob VCP, BdP, DPB, Jomsburg, Waldjugend oder ohne jugendbewegten Hintergrund – an der Grenze ist der dein Freund, der auf deiner Seite steht.

Und so vergingen wilde Tage, begleitet von erfolgreichen Beutezügen und gescheiterten Volksmusikstars, wohlschmeckendem Käsefondue und einzuschläfernden Grenzhunden, frohem Tanz und wilden Liedern – bis sich das ganze Pack am Mittwochabend wieder in „Gintas Kneipe“ traf.

Diesmal hatte die unstete Dame ihr Etablissement in der malerischen Marienschlucht, direkt am Bodensee eröffnet. Bei Apfelmost, Gesang und Feuer feierten die Schmuggler die kurze Waffenruhe – auch wenn berichtet wird, dass selbst in dieser dunklen Nacht und nur durch Kerzen beleuchtet der ein oder andere Grenzgang zu bewältigen war. Doch wer rastet rostet, und so stand am Morgen des Donnerstags ein jeder wieder zur alten Rivalität bereit und schulterte so früh wie möglich das Wandergepäck, um in die zweite Hälfte des Abenteuers zu starten.

Egal ob auf dem Wasser, auf den höchsten Erhebungen oder im tiefsten Wald: Erneut konnte der verwegene Haufen beweisen, was sie in der harten Schule der Grenze gelernt hatten. Nur wer sich nicht zu schade war, ein kleines Bodenseestädtchen nach obskuren Gestalten zu durchstreifen, oder den Waldboden blind nach verlorener Ware abzutasten, konnte sein Punktekonto weiter füllen. Genauso galt es, sich im Schmuggel per Boot zu erproben, Piñatas zu zerschlagen – ja, auch sowas gibt es an der Grenze – oder sich vor den Grenzposten zu verstecken.

Aber Achtung, wer sich doch erwischen ließ, musste tatsächlich einen halben Tag in Gefängnishaft verbringen. Nur mit der mutigen Hilfe seiner Kumpanen – und der obligatorisch in ein Brot eingebackenen Säge – konnte sich der arme Schmuggler wieder an frischer Luft, Sonnenschein und einem guten Schluck Selbstgebrannten erfreuen.

Letztendlich hatte es doch ein jeder geschafft; war den Bluthunden und Grenzern entgangen und weder dem Alkohol noch den Frauen erlegen. Und so trafen alle 15 Gruppen mit Hilfe eines letzten Rätsels auf dem Höhenkrähen, dem Bundessitz der Grauen Reiter ein, um den Samstagabend mit einem großen Fest, gutem Essen und der Siegerehrung zu begehen.

Und das wurde es auch; ein rauschendes Fest. Russische Maultaschen und Pfannkuchen, Zupfkuchen und Kaviar wurde gespeist, alte Geschichten von der Grenze wieder ausgepackt und Erlebnisse in Bildern genossen.

Nachdem alle Mägen gefüllt und die ersten Lieder gesungen waren, stand die mit Spannung erwartete Kür der Gewinnergruppe an: Wer würde sich die besten Preise unter den Nagel reißen dürfen? Und wer würde sich gleichzeitig dazu verpflichten, auch im nächsten Jahr einen Osterhajk auf die Beine zu stellen?

Unter den Kennern längst als Favoriten gehandelt, erlangte der Horst Roter Milan aus der Waldjugend in Haßloch diese Ehre. Bereits zum vierten Mal darf die erfahrene Hajkbande damit ihre Kreativität ausleben und einem Haufen Jugendbewegten die Woche nach Ostern versüßen.

An diesem Abend wurden die Leistungen aller Gruppen noch kräftig gefeiert, besungen und begossen – noch in Schmugglermanier, aber sicherlich auch in Vorfreude auf den nächsten Hajk, der wie die Pfälzer Waldläufer schon verrieten unter dem Motto „in 80 Tagen um die Welt“ stehen wird!
So muss das sein! Ab dafür – Sonderklasse!

Von:

Auf schwarzzeltvolk.de erscheinen in loser Reihenfolge Gastartikel von Autoren aus den verschiedensten Bünden. Wir sind immer auf der Suche nach guten Fahrtenberichten, Szeneartikeln und allem was sonst noch so auf schwarzzeltvolk.de passen könnte. Meldet euch einfach bei uns: gastartikel@schwarzzeltvolk.de

Schreibe einen Kommentar