Meißner Nachlese – Eine inhaltslose Spaßveranstaltung
In der Reihe Meißner Nachlese veröffentlichen wir persönliche Eindrücke, die unsere Redaktion auf dem Meißner 2013 gesammelt hat.
Annika war mit dem Forum Mitte auf dem Lager. Ihr Eindruck von Meißner 2013 ist eher kritisch, ihr fehlte es an Inhalten.
„100 Jahre freideutscher Jugendtag“ klingt ziemlich bedeutungsvoll. Mein eigener Eindruck dieses Spektakels bestätigt jedoch das Gegenteil. Vor 100 Jahren ging es der Jugend selbst noch darum Freiräume zu schaffen. Die Meißnerformel ist Ausdruck dessen. Was hundert Jahre später davon übrig geblieben ist, hat das Lager gezeigt: so gut wie nichts. Was stattgefunden hat, war ein (größtenteils) geistig inhaltsloses Treffen, oder eher eine „Party“ auf der die Jugend bespaßt wurde; ein Lager, das der Jugendpflege erschreckend nahe kam. Tag für Tag ein Überangebot an bespaßenden Aktionen, denen man eigentlich nur völlig überfordert und wie einem überfüllten Warenlager gegenüberstehen konnte.
Für Phantasie und Spontanität war da nur wenig Platz.
Sicherlich gab es einige wenige Bünde und Ansätze in Gesprächsrunden, die das Lager mit intellektuellem und geistigem Anspruch füllten und meinem Eindruck nach auch im Bundesleben leben, das war aber leider ein verschwindend geringer Teil.
Was aber dort anzutreffen war, war ein Abklatsch der Masse, die sich an jegliche gesellschaftliche Ausrichtung hält und nicht das Selbstbewusstsein hat andere Impulse nach außen zu tragen und ein wirklich selbstbestimmtes Leben zu führen. Es ging um Spaß und Bespaßung.
Die teilweise finanzielle Unterstützung vom Staat (z.B. Heft der Bünde), vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, zeigt zudem wie abhängig man sich gemacht hat. Was hat das noch mit FREIdeutscher Jugend zu tun?
Dass man sich vorher wohl wenig Gedanken gemacht hat, zu welchen Anlass, außer zu einem Jubiläum, man heute eigentlich zusammenkommt, war wohl mit eines der Hauptprobleme, weshalb man zu nichts gekommen ist und für mich von diesem Treffen nichts bleibt. Das spiegelt sich auch in der „neuen“ Meißnerformel wieder: Sie weist keine neuen Wege, sie zählt lediglich ein paar Missstände auf und ergießt sich in Phrasen, die nichts Neues hervorbringen. Ist die neue Formel außerdem ein Produkt der Jugend, oder waren hier nur wieder ältere Herrschaften am Werk? Hat sie sich selbst Gedanken über eine neue Formel gemacht, oder nur das angenommen, was die ältere Generation für sie schon vorgekaut hat?
Auch auffallend: den Festakt gestalteten vorwiegend ältere Redner, bis auf einen Jugendlichen, die im Wesentlichen über die Vergangenheit oder Belangloses geredet haben. Das lässt wohl offenkundig werden, dass niemand so genau wusste, was eigentlich gewollt wird. Oder wollte auch wirklich niemand etwas, wollten alle nur ein Jubiläum feiern?
Freiräume für die Jugend zu schaffen, könnte heute noch genauso gelten. Wenn auch vor einem ganz anderen gesellschaftlichen Kontext, dem man sich zuwenden müsste. Gesellschaftliche Gleichmacherei und allgemeines mutmaßliches Dummhalten wären beispielsweise Themen gewesen, gegen die man sich hätte stellen können. Stattdessen wird schon im Vorfeld lieber darüber diskutiert, wie es heute nun mal so üblich ist und damit auch alles gesellschaftlich konform läuft, welche Bünde denn überhaupt teilnehmen dürfen oder wer draußen bleiben muss, statt sich auch mit „andersartigem“ auseinanderzusetzen. Dass man dazu schon nicht mehr in der Lage ist, zeigt doch nur wie „mainstreamkonform“die Jugend heute im Gegensatz zu damals ist.
Einiges stimmt, vieles ist ungerecht.
Überall tummeln sich Führer die mit ihren Mitte 50 eher mal die Jugend ran lassen sollten sich aber allzu gerne nicht zurück halten möchten. An der „Jugendpflege“ kritisieren ist nicht schön, während sich Bünde doch aus dem Topf der Städtischen Jugendpflege bedienen. So findet man Bünde die ganz bestimmt darauf bestehen sich nicht als Jugendpflege zu sehen, aber vom Finanzamt als gemeinnützig in der Jugendpflege Steuervergünstigungen holen.
ich bemerkte schon sehr früh, dass da zu viele ältere mit mischen. Doch denen sagt es niemand, bzw. die wollten nicht hören.
Tja … daraus, dass so mancher Jugendpfleger sich durch allzu Stürmisches und Drängelndes bedroht fühlte, ergibt sich halt das Bild überwiegend zeitgeistiger Jugendpflege. Aber zum Glück nicht nur. Ich empfand das Meißnerlager durchaus als Bereicherung. Es standen viele schwarze Zelte rum und dazwischen liefen viele malerische Leute umher. Und dann gab es die wenigen, mit denen man mal etwas tiefer schürfen konnte. Ich glaube nicht, dass früher alles besser, revolutionärer oder was auch immer war. Auch die „Altfordern“, die wirklich etwas bewegt haben, sind an wenigen Fingern abzuzählen. Altes Problem, das schon Herr Koebel ganz gut beschrieben hat. Vielleicht sollten die Gruppen, die dort wie stets Avantgarde waren und sind, das einmal akzeptieren und entsprechend (zusammen)wirken. Das kann auch ganz lustig sein. Sollte sich in der Summe nur um etwas mehr als Armdrücken handeln.
Hallo Annika,
ich bin sehr erfreut, dass endlich mal jemand mit offenem Visier Kritik übt. Kritik ist gut und wichtig, man kann daraus nur lernen.
Eine Frage drängt sich mir jedoch auf, wenn im Nachgang kaum ein gutes Haar an der Veranstaltung gelassen wird:
Man hätte das alles genauso gestalten können, wie Du es Dir wünschst, wenn genügend Menschen Deiner Haltung in der Vorbereitung gesessen hätten.
Daher meine Frage: Wo warst Du in den zentralen Vorbereitungen, die für jeden offen standen?
Wo warst Du bei der Arbeit an der Meißnererklärung(und übrigens nicht neuen Formel. Es handelt sich hierbei um eine Standortbestimmung der Bünde. Siehe die von Deinem Forum herausgegebene Dokumentation.)
Zumindest im Erklärungs-AK bist Du mir nicht aufgefallen.
Ich finde es schade, im Nachhinein immer mehr Kritik von Menschen zu hören, die ganz aktiv etwas hätten ändern können, wenn sie nur rechtzeitig den Mund geöffnet hätten.
Ihr redet doch alle von Jugendbewegung.
Na dann: Bewegt Euch!
Liebe Annika,
auch ich war etwas schockiert von der Art der abendlichen Partykultur, z.B hätte ich einige Szenen, die ich in unserer Weinstube erlebt habe, hätte ich eher in einer Großraumdisco als auf einem bündischen Lager erwartet. Der Zusatz in der Meißnerformel hätte unserem Lager sicher gut getan.
Aber einiges an deiner Kritik klingt eher danach, dass es auf diesem Lager anders war als du es gewohnt bist – und gerade das war, wie ich fand auch eine der Sachen, die das Meißnerlager interessant gemacht haben. Vielleicht ist auf Lagern und Fahrten deines Bundes mehr Platz für Spontanität und Phantasie. Das klingt, wie ich finde sehr gut, aber: Andere machen manche Dinge eben anders – und anders muss nicht schlecht oder gar inhaltslos sein. Ich habe in den Veranstaltungen, die ich besucht habe viele Inhalte mitgenommen und habe mich dabei nicht als bloßer Konsument gefühlt. Sicher wurden diese Programmpunkte vorher geplant und organisiert, aber fast immer haben dabei alle, die mitgemacht haben die Sache mitgestaltet.
Die Kritik an der Finanzierung des Hefts der Bünde kann ich auch nur schwer nachvollziehen. Ich fand es gut zu wissen, mit wem man alles so auf diesem Lager ist – und dazu fand ich das Heftchen gut. Und wenn es dazu noch von einer staatlichen Stelle bezahlt wird – umso besser! Natürlich ist das Familienministerium Teil einer Regierung, die man nicht unbedingt gut finden muss. Aber ich habe nichts im Heft gefunden, was in irgendeiner Weise parteipolitisch beeinflusst gewesen wäre. Viel problematischer hätte ich es gefunden, wenn Coca-Cola uns das Heftchen finanziert hätte, oder jeder Teilnehmer mehr Beitrag entrichten hätte müssen (von wegen: wer kann es sich leisten)
Und „Mainstream“ – was ist das? Sind das alle, die unser demokratisches System befürworten? Alle, die anderen Menschen so viel Freiheit zugestehen, solange sie mit dieser Freiheit niemanden schaden? Wenn das so ist, bin ich gerne im Mainstream und die Begegnung mit Bünden, die das nicht so sehen würde ich mir gerne sparen.
Am Lager war doch grade die bunte Mischung das Schöne. Sicherlich sind nicht alle gleich, aber die, die nicht so sind wie wir, sind doch deswegen nicht „falsch“. Wir haben in unserer Jurte ein recht klassisches Lagerleben geführt, unsere internen Runden gemacht, aber jedem Pimpf die Freiheit gelassen die Programme am Lager zu besuchen wie er möchte. Ich selber habe kaum Angebote genutzt, weil sie mir zu überfüllt waren, habe dennoch das Lagerleben als solches, insbesondere wegen der Vielfalt genossen. Ich war auch verwundert und schüttelte innerlich den Kopf als ein Pimpf eines anderen Bundes mit Reisekoffer, Feldbett aber in Kluft anreiste. Aber, ich würde dies niemals verurteilen, allerhöchstens mit Verwunderung sehen. Vielleicht sah ausgerechnet dieser Pimpf auf diesem Lager dass es anders auch schöner sein kann.
Jeder hätte in der Vorbereitung seinen Stil einfließen lassen können und somit etwas bewegen können. Dies wurde auch getan und das Lager spiegelt das Gewollte der Bünde wieder. Man kann es niemals allen Recht machen. Ich verstand es ohnehin so, dass man grade jetzt mal die Vielfalt sieht und kennen lernt. Ein Anrecht, wie sich wer nennen darf, wer sich zu welchem Stil bekennen darf und seinen Stil dann als den einzig Wahren betiteln darf, gibt es ohnehin nicht. Schwarzelt = bündisch, Klappstuhl = Scoutisch. Was ist derjenige der im Klappstuhl in der Jurte sitzt? Was die sogenannten extrem bündischen zu dem sagen weiß ich nicht, aber jeder Pfadfinder wird das tolerieren, oder ist eben keiner ;-) Ich sags sogar so: JEDER hätte das zu tolerieren, oder wäre im Unrecht.
Als das Forum Mitte in ihrer Art Show zu machen einmarschierte, hörte man in vielen Ecken Gelächter und sah Kopfschütteln. Ja und, wenn die es gerne so tun, sollen sies tun. Die waren am Meißner Lager ebenso richtig wie die, die die Kamera Drohne cool fanden. Und wenn jemand aus dem Forum Mitte kommen würde, und würde den Pimpf mit Koffer und Feldbett als fehl am Platze betiteln, hätte ich eher ein Problem mit dem aus Forum Mitte, als mit dem Pimpf der so lebt wie er mag und dabei niemanden stört.
Jeder wie er mag. Ich fand das Lager spitze. Ich hatte übrigens mein Armband nicht angelegt, weil ich kein Altersnachweis brauchte. Ich habe ohnehin freiwillig auf Alk verzichtet.
„Wenn auch vor einem ganz anderen gesellschaftlichen Kontext, dem man sich zuwenden müsste. (…) wären beispielsweise Themen gewesen, gegen die man sich hätte stellen können. (…)“
Wer ist denn eigentlich dieser „man“, von dem so viel die Rede ist? Und warum hat ’sie‘ sich nicht selbst stärker eingebracht statt nur eine Veranstaltung zu konsumieren und dann unzufrieden zu sein?
„Stattdessen wird schon im Vorfeld lieber darüber diskutiert, wie es heute nun mal so üblich ist und damit auch alles gesellschaftlich konform läuft, welche Bünde denn überhaupt teilnehmen dürfen oder wer draußen bleiben muss, statt sich auch mit „andersartigem“ auseinanderzusetzen. “
Ach, darum geht’s also mal wieder. Da hat „man“ zwar nicht nur drüber diskutiert, sondern auch eine Entscheidung getroffen, aber die Entscheidung schmeckt halt nicht jedem.
„Dass man dazu schon nicht mehr in der Lage ist, zeigt doch nur wie „mainstreamkonform“die Jugend heute im Gegensatz zu damals ist.“
Jaja, „die Jugend“, wieder schön pauschal abwertend. Für die nicht so mainstreamkonforme Jugend (haha) gab’s ja in der Nähe Alternativen, Götz Kubitschek, Karl-Heinz Weißmann und andere ‚Nicht-Konformisten‘ inklusive …
Ein Beitrag, der mir als noch jüngerer Teilnehmerin aus der Seele spricht. Es war halt letztlich einfach mehr ein Party-Event, ein bisschen wie der Kirchentag, das da in Schwarzzelten inszeniert wurde. Zudem hatte ich oft das Gefühl, dass es auf dem Lager eher darum ging sich selbst (mit viel Alkohol) zu feiern und ein Event für möglichst viele Leute, also den klassischen Mainstream auszurichten, als bündisch-jugendbewegt sich mit möglichst einfachen Mitteln und eben nicht zwingend auch noch dem xten völlig unbündischen Pfadfinderbund zu treffen (ich bin selber Pfadfinderin,war aber angesichts der erdrückenden Mehrheit der vielen Pfadfinder, die offensichtlich noch nie auf Fahrt waren, auf diesem Lager etwas entsetzt).
Wenn es dann letztlich eben überhaupt keine verbindenden Gemeinsamkeiten mehr gibt, ausser vielleicht ein paar Liedern, kann auch keine gemeinsame Erklärung, kein gewisser „Stil“ entstehen.
Hallo Annika,
ich mußte mich schon ein bißchen wundern.
„Was stattgefunden hat, war ein (größtenteils) geistig inhaltsloses Treffen, oder eher eine „Party“ auf der die Jugend bespaßt wurde; ein Lager, das der Jugendpflege erschreckend nahe kam.“
na, da warst du wohl auf einer ganz anderen Veranstaltung als ich. ;)
Die Party haben die Jugendlichen nach meiner Wahrnehmung selbst gemacht – da hat sich die Jugend doch ganz kräftig bewegt. Willst du den anderen Jugendlichen und jungen Erwachsenen etwa vorschreiben, was sie auf dem Meißner zu tun und zu lassen haben, weil es bei dir im Bund anders üblich ist, und andererseits Phantasie und Spontanität einfordern? Klingt für mich nach einem Widerspruch.
Die Programmangebote (Zitat: „Tag für Tag ein Überangebot“) waren aus meiner Sicht keineswegs überwiegend bespaßende Aktionen, sondern meist Nahrung für den Kopf, nämlich Diskussionen, Infoveranstaltungen, Lesungen, Kurse zum Erlernen neuer Fertigkeiten für die Arbeit mit der Gruppe zu Hause u.v.m. – vielleicht liest du noch mal das Programmheft. Und wenn man nicht hingehen wollte oder einem das nicht gereicht hat, dann konnte man sehr wohl sein eigenes Programm machen (wie ich das tat) und dafür an den vielen schwarzen Brettern werben.
Übrigens: Wenn das Programm die Qualitätsanforderungen einer Bezuschussung aus Jugendpflegemitteln erfüllt, kann es nicht völlig inhaltsleer gewesen sein (lies diese Zuschussbedingungen mal, bevor du sie pauschal verurteilst). Schließlich haben wir nicht mehr 1913, leben nicht in einem autoritären Staat, sondern können uns darüber freuen, dass ein demokratisches Stastswesen soziale, politische und außerschulische Bildung fördert, ohne uns einzuschränken – denn sie fördern ja genau das, was wir sowieso tun.
Deshalb sind die meisten der teilnehmenden Bünde gemeinnützige Vereine und anerkannte Träger der freien Jugendpflege – und letzteres ist zunächst einmal ein (zugegeben ziemlich niederschwelliges) Qualitätsmerkmal, denn man muss dafür was vorweisen. Den konstruierten Gegensatz zwischen Jugendpflege und Jugendbewegung kann man sich seit der Gründung des Bundesjugendringes, dem wir ja fast alle über irgendein Konstrukt (rjb, rdp, aej, bdkj, Paritätischer Wohlfahrsverband usw.)angehören, nun wirklich auch irgendwohin schieben. Vielmehr ist die Frage angemessen, warum ein Bund eigentlich kein anerkannter Träger der freien Jugendhilfe ist – oder ob er nicht eigentlich hinter dem Mäntelchen des „ich will das nicht“ gravierende Defizite in seiner Kinder- und Jugendarbeit verstecken möchte.
Grüße, Chrissi
Das Meissner-Lager, von dem Ihr redet, habe ich nicht besucht. Natuerlich nicht! Ich bin heute fast 60yo und bereits seit gut 22 Jahren nicht mehr ‚in der Szene‘. Dennoch betrachte ich mich als einen ‚buendischen‘ Menschen – warum das so ist, dazu moechte ich erst weiter unter was sagen.
Obgleich ich also aus eigener Anschauung Nichts zu Eurem Lager dort am Meissner sagen kann – wobei es mir gar nicht schwer faellt, mir vorzustellen, was wie und warum dort so…abging – moechte ich gerne, wenn’s genehm ist, ein bissel was zu Annikas ‚Nachlese‘, wie auch zu verschiedenen Punkten der bisherigen Kommentare sagen, die ich dann als Zitate hervorheben werde…so aus meiner Sicht der Dinge – aus einem gewissen Abstand heraus. Warum tue ich das nun…? Vielleicht nur deshalb, um meine eigenen Gedanken zu dem Thema ein bissel fokussieren zu koennen, vielleicht auch deshalb, um bei Dieser oder Jenem ein Bissel das ‚Denken‘ anzuregen, das Ueberlegen, vor Allem vielleicht auch das gesellschaftlich nicht opportune, oder vielleicht besser das gesellschaftlich nicht ‚opportunistische‘ Denken, welches allein gegebenenfalls – wenn es denn zu Konsequenzen fuehrt – zu gesellschaftlich relevanter Veraenderung fuehrt. Und…nur das ist ‚buendisch‘ – nicht das ganze Brimborium drumherum!
@ Annika direkt…
Du schreibst:
„Vor 100 Jahren ging es der Jugend selbst noch darum Freiräume zu schaffen. Die Meißnerformel ist Ausdruck dessen.“
Das ist wohl so. Mhm…nein, ich korrigiere mich: Das war wohl so! Damals!
Tatsaechlich interpretieren wir ‚Heutigen‘ sowohl in das damalige Geschehen, wie auch in die alte Meissnerformel hinein, was wir in ihr aus unserer heutigen Perspektive, mit unserem heutigen Wissen und im Lichte der heutigen gesellschaftlichen Gegebenheiten, die uns Alle immer sehr direkt betreffen, auch formen, in ihr sehen wollen.
Was die Altforderen damals tatsaechlich empfunden und gewollt haben, das koennen wir ‚Nachgekommenen‘ in keiner Weise tatsaechlich nachvollziehen.
Deshalb eruebrigt sich m.M.n. sowohl ein Urteil über das Damals, wie auch ein – vor Allem im Vergleich kritisches – Urteil ueber das Heute.
„Was hundert Jahre später davon übrig geblieben ist, hat das Lager gezeigt: so gut wie nichts.“
Es kann nichts ‚uebrig‘ sein! Das Leben hat sich veraendert, der Mensch hat sich veraendert…so ziemlich Alles hat sich veraendert. Das Einzige, was sich rein optisch feststellbar nicht wesentlich veraendert hat, ist das Drumherum…das ‚Brimborium’…und vielleicht – wenn man im ‚buendischen‘ Rahmen einen Menschen in eine entsprechende Gefuehlsdisposition bringt – die Romantik…das melancholische Moment.
Du schreibst:
„Für Phantasie und Spontanität war da nur wenig Platz.“
Was denkst Du, woran das – wenn es denn stimmen sollte – liegt? Es nur zu beanstanden ist…’Perlen vor die Saeue geschmissen‘. Kritik aus der Unzufriedenheit heraus sollte man sich nur leisten, wenn man aus eigener Kreativitaet heraus eine Alternative anzubieten oder jedenfalls vorzuschlagen hat…konstruktive Kritik eben. Da kann ich dann schon Karo’s Kritik an Dir nachvollziehen, wenn sie Dir sagt: „Wo warst Du in den zentralen Vorbereitungen, die für jeden offen standen?“
Allerdings offenbart m.M.n. eben diese Form und weitergehende Inhaltlichkeit von Karo’s Kritik an Dir auch ein sehr typisches Problem unserer Gegenwart:
Die Zensur kritischer Stimmen in der Gesellschaft mittels sogenannter Totschlagargumenten‘, wie es das „Dann machs doch besser!“ Eines ist.
Uebersehen wird dabei stets, dass ein Mensch, der sehend durchs Leben und die Welt geht, durchaus Kritisches feststellen und anmerken kann, ohne selber mit seinen Faehigkeiten und Moeglichkeiten in der Lage zu sein, eine Alternative anbieten zu koennen. Was er aber kann – und hoffentlich auch tut – ist, aufmerksam auf Etwas zu machen, eben jene Menschen aufmerksam zu machen, die dazu faehig sind, eine Alternative anzubieten, mithin das Potential haben, etwas zu veraendern…’der buendische Gedanke ueberhaupt, der eigentlich gesellschaftspositive Aspekt buendischer Erfahrung, buendischen Lernens und Verstehens, der in einer buendischen Begleitung Juengerer durch Aeltere eines der wesentlichen Ziele definiert‘.
Mit einer solchen, ich moechte das mal nennen: verdeckten Zensur legt man letzten Endes moegliche Veraenderung lahm, indem man auch Jene von Kritik abhaelt, die konstruktive Gedanken zu diversen Themen haben, sie aber ohne Hilfe und vielleicht ohne das dazu noetige Selbstbewusstsein nicht aeussern koennen. Eine positivere und entgegenkommendere Sicht auf das ‚Gegenueber‘ waere vielleicht angebracht(er)!
Du (Annika) schreibst:
„Was aber dort anzutreffen war, war ein Abklatsch der Masse, die sich an jegliche gesellschaftliche Ausrichtung hält und nicht das Selbstbewusstsein hat andere Impulse nach außen zu tragen und ein wirklich selbstbestimmtes Leben zu führen.“
*Nick*
Das ist das eigentliche Problem…und doch auch wieder nicht!
Tatsache! Die komplette deutsche Jugendbewegung ist zu allen Zeiten und in allen denkbaren Konstellationen ‚ein Abklatsch‘ der Masse…der jeweils modernen Gesellschaft gewesen, sie ist es heute…und sie wird es immer sein! Warum? Weil sie sich eben aus Individuen zusammensetzt und rekrutiert, die der Masse, der Gesellschaft angehoeren, die in ihr leben, mit ihr leben und aus ihr leben. Die das muessen, weil es eben genau dazu fuer kein Individuum eine Alternative gibt.
Eigentlich genau an dieser Stelle, bei dieser Feststellung, kann oder koennte ‚das Buendische‘ zu wirken beginnen – wenn es denn VERSTANDEN wird…das ‚Buendische‘.
Nach meiner persoenlichen Feststellung hat in den vergangenen 50 Jahren der Begriff des ‚Elitaeren‘ auch im Gedankengut der Jugendbewegung – wie eben auch in der Gesellschaft – zu Gunsten jeder nur moeglichen Gleichmacherei an positivem Inhalt und Wert verloren.
Mhm…dabei sind keine zwei Menschen auf dieser Welt einander ‚gleich‘. Und…’gleichwertig‘? Im Wort steckt bereits eine Wertung! ‚Ungleichwertig‘ ist negativ konnotiert. Hier stecken ‚im Wort‘ unausgesprochen weitere Begriffe drin wie…’Moeglichkeiten‘, ‚Faehigkeiten‘, ‚Talente‘, ‚Intelligenz‘, ‚Fleiss‘, ‚Muehe‘ und ‚Arbeit‘. Alles wertende Begriffe, mittels derer ein Mensch einen anderen Menschen beurteilt. Von denen das Eine oder Andere im Individuum mehr oder minder stark ausgepraegt ist. Was aber ueber die Guete des Menschen…ueber seinen tatsaechlichen Wert…nicht das Geringste aussagt – nur ueber seine ‚Nuetzlichkeit‘ und ‚Brauchbarkeit‘ in dem System, in dem diese ‚Werte‘ eine Rolle spielen, sagt das etwas aus!
Was also sollte ‚Elite‘ meinen, wenn dieser Begriff im ‚Buendischen‘ auftaucht und gebraucht (oder vielleicht heut mittlerweile wohl eher nicht mehr gebraucht) wird?
Vielleicht das Herauskitzeln, das Ausgraben des ‚Besten‘, was in einem Menschen steckt? Das Freisetzen der gegebenen Moeglichkeiten und…ihrer Entwicklung? Das Feststellen, was denn da in einem Jungen oder Maedchen steckt, das er oder sie vielleicht selbst noch gar nicht entdeckt hat? Die Foerderung zum gekonnten und vielleicht optimalen Gebrauch…oder jedenfalls das Schaffen von Voraussetzungen dazu? Das (von den Fuehrern) bewusste Anheben, die Staerkung des Selbstbewusstseins ihrer heranwachsenden Jungen und Maedchen als Folge? Das Schaffen der Voraussetzungen fuer eine echte geistige Unabhaengigkeit? Fuer ein ‚Denken koennen eben vorbei an dem – und darueber hinaus dessen, was der sogenannte ‚Mainstream‘ zu denken nur in der Lage ist?
Der Maistream ist immer nur instrumentalisierte Mitte. Mitte leistet…nichts! Mitte produziert und konsumiert nur. Tatsaechlich veraendern koennen nur die – und tun es gelegentlich auch, wenn man sie laesst – die ueber den Mainstream hinaus denken koennen!
Wenn im Buendischen von ‚Elite‘ geredet wurde frueher, dann war dies damit gemeint – das Herauskitzeln des Besten im Menschen…das Freisetzen des Denkens. Nicht Alle sind dazu in der Lage, das an sich fertig zu bringen…oder auch nur ueber den Katalysator eines guten ‚Fuehrers‘ oder Mentoren an sich zuzulassen. Und das sagt nach wie vor nichts ueber den Wert eines Menschen aus – wohl aber viel ueber die Moeglichkeiten, die ihm dann in und fuer sein Leben…und auch fuer die Sozietaeten, in denen er lebt und leben wird, zur Verfuegung stehen.
Das…ist ‚Buendisch’…nicht das Jubeln von Liedern, die Nutzung von Affen statt praktischerer moderner Rucksaecke, nicht die romantische anheimelnde Einrichtung einer Jurte, nicht das Feiern, das Stockfechten, das Waldlaufen, das Theaterspielen, nicht die Fahrt und das Lager, nicht die Schwarzzelte! Das sind alles nur Mittel zum Zweck!
Du schreibst:
„Auch auffallend: den Festakt gestalteten vorwiegend ältere Redner, bis auf einen Jugendlichen, die im Wesentlichen über die Vergangenheit oder Belangloses geredet haben. Das lässt wohl offenkundig werden, dass niemand so genau wusste, was eigentlich gewollt wird. Oder wollte auch wirklich niemand etwas, wollten alle nur ein Jubiläum feiern?“
Uuuups…^^…das kann guuut sein!
Feiern ist ein Aspekt der Selbstdarstellung – grad in der Jugendbewegung. Schaut her! Schaut auf Euch selbst! Das seid Ihr! Nein…das sind wir! Wir feiern nicht Etwas…wir feiern uns – weil wir Etwas getan haben! Wir sind stolz auf uns!
Mhm…auf was?
Das wir Jugendbewegten da sind? Das es uns gibt? Das wir…was machen??? Gar dass wir buendisch sind?
Und ja! Finde Dich damit ab, dass in allen Gesellschaften dieser Erde immer und zu allen Zeiten die Elterngenerationen den Nachfolgegenerationen gesagt haben, wie der Hase laeuft!
Auch in der Jugendbewegung war und ist das nicht anders…auch bei den Buendischen ist das so! Das ist ein evolutionaeres soziologisches Gesetz – anders geht das unter Menschen nicht.
Es waren immer Aeltere, die – eben weil sie bereits ueber eine gewisse Lebenserfahrung verfuegten ohne die es gar nicht moeglich waere, an Einsichten zu kommen (ich will jetzt mal jede ‚goettlich gewaehrte‘ Einsicht aussenvor lassen), inspiriert wurden, neue oder andere Wege zu gehen und die ihnen nachfolgende ‚Jugend‘ dafuer begeistert und sie ihrerseits durch gewaehrtes Erlebnis und durch vermittelte Erfahrung inspiriert haben. Und das wird auch immer so sein. Also sprechen – wenn sie was zu sagen haben oder glauben, etwas zu sagen zu haben – auch diese Aelteren zu den Juengeren. Wer sollte es sonst tun? Woher sollten sonst Gedanken kommen, wenn nicht aus gewonnener Erfahrung? Nun…auf jeden Fall sollten auch Juengere sprechen…wenn sie denn ueber Erfahrung verfuegen, die sie zum Sprechen praedestiniert! Dann sollten sie!
Geschaffen werden kann immer nur von der aktuell ‚maechtigen‘ Generation…denen eben, die sachlich, fachlich und materiell dazu in der Lage sind! Die allerdings haben die gottverdammte Pflicht, ihre nachfolgenden Generationen dazu zu befaehigen, eben das zu tun! Und…das macht den eigentlichen Wert der Jugendbewegung und der sie (unter der Hand) anfuehrenden buendischen Jugend aus…wenn und nur wenn das dort auch geschieht!
Und als buendischen Menschen verstehe ich mich deshalb, weil ich das zu meiner Zeit so erlebt und erfahren habe und…weil ich das heute immer noch versuche, so zu leben.
Lieben Gruss
Manoel Mooren
Und jetzt endlich weg mit der Meissner-Formel! Die hundert Jahre alte Formel hat das klare Denken hundert Jahre lang gehindert, denn auch ein überzeugter Mörder handelt „vor eigener Verantwortung“ und greift tapfer zur Waffe, auch ein Kindesmissbraucher handelt „nach eigener Bestimmung“ und missbraucht das Kind, auch Adolf Hitler war mit sich und der vermeintlichen Vorsehung völlig im Reinen und lebte „in innerer Wahrhaftigkeit“. Eine neue Formel muss her für den Wandervogel, ein Credo, drei Begriffe reichen: Aufklärungshumanismus, Gleichheitsfeminismus, Menschenrechtsuniversalismus!
Ahhh ja! Du scheinst ja ein ganz toller Checker zu sein. Danke für diesen geistreichen Kommentar.
Da bin ich größtenteils bei dir! Deine Beispiele sind zwar sehr polemisch gewählt (und ich hätte sie definitiv nicht hinzugezogen), zeigen aber gut die Inhaltsleere und somit den eigentlichen Zweck der Formel auf: den Selbstzweck. Wieso die Formel allerdings das klare Denken gehindert haben soll, erschließt sich mir nicht (alleine aus dem Grund, dass sie den Allermeisten wohl erst in den letzten Jahren unter gekommen ist…). Übrigens stört mich an der aktuellen Formel insbesondere der antiquierte vorletzte Absatz – wer glaubt denn heute noch ernsthaft an den Kreationismus?
Und WoHei, was genau sagt uns deine Antwort? Ich habe das Gefühl, du hast ein Problem mit Progressivismus. Habe mich über deinen Artikel zu den „Kein Platz in unsern Kothen (…)“-Aufklebern sehr geärgert, da du darin soooo klassisch mit dem Extremismusbegriff umgehst. Ätzend.
@Viriditas
Wer mit ‚…ismen‘ hausieren geht, war mir immer schon suspekt! Hinter jedem ‚…ismus‘ stehen Menschen, die ihren Willen durchsetzen wollen. Auch hinter dem ‚Aufklaerungshumanismus‘ steht – wenn er durchgesetzt werden soll – ein Wille, der bestimmt, in welche Richtung nur ‚Aufgeklaert‘ werden darf! Auch hinter dem ‚Gleichheitsfeminismus‘ steht der Feminazismus, der seinen Willen durchsetzen will und selbst der ‚Menschenrechtsuniversalismus‘ wird ganz offensichtlich je nach dem Willen, der ihn beschwoert, aeusserst einseitig definiert!
Leute, die ‚…ismen‘ anhaengen, haben immer schon das Denken Anderen ueberlassen. Sie begnuegen sich mit dem Fahnenschwenken ggf. in letzter Konsequenz mit dem Unterschreiben von Todesurteilen im Auftrage.
@Manoel Mooren
Nicht so voreilig bitte, bedenke doch: mindestens EIN „-ismus“, nämlich der Idealismus prägte „1913“ durch und durch.
Wenn ich mich nicht irre: aus dem bejahten Gleichheitsfeminismus folgt politisch, dass Frauen viel weniger als … sagen wir 200 % der Männerrechte haben (das wäre ein männererniedrigender Amazonenstaat, den es allerdings nie gegeben hat), aber viel mehr als 50 % (dafür gibt es leider historische Beispiele) eben: genau so viele Rechte wie die Herren der Schöpfung.
Mann und Frau jeweils hundertprozentige Chancen und Rechte und auch Pflichten. Ok?
Zum Nachdenken:
„Man wird nicht als Frau geboren, man wird es.“
– Simone de Beauvoir
http://de.wikipedia.org/wiki/Feminismus#Gleichheitsfeminismus
@Marianne
Ich habe ueberhaupt gar nichts gegen eine voellige Gleichberechtigung von Mann und Frau!
Ich bitte nur, mal darauf zu achten, wer in den letzten dreissig oder vierzig Jahren in der ‚Feminismusdebatte‘ und auch in der Vorbereitung der diesbezueglichen politischen und gesellschaftlichen Veraenderungen tonangebend war und…wohin – neben den durchaus achtbaren erreichten Zielen – das mittlerweile ueberbordend gefuehrt hat! Ist es nicht so, dass wir das ’neue Bild des Mannes in Deutschland‘ vor Allem dem Einfluss der tonangebenden ‚Oberemanzen‘ zu verdanken haben, die sich durchgesetzt haben? Ist es nicht so, dass das Bild des Mannes in Deutschland – vor Allem auf Grund der aktuellen Paedophilenhetze – sich dahingehend veraendert hat, dass mittlerweile schon prinzipiell jeder Mann unter Generalverdacht steht? Ist es nicht so, dass mittlerweile kaum noch ein Mann es wagt, den Beruf eines Kindergaertners oder Vorschullehrers oder einen anderen Beruf, der ihn in professionale Naehe zum Kind bringt, zu waehlen, eben weil das so ist? Das nur eben mal als angefuehrte Beispiele. Wem haben wir das zu verdanken? Und bitte – sag jetzt Niemand: „Den Paedophilen!“
Mit dem Idealismus geb ich Dir Recht, Marianne!
Mein Ansatz bezueglich der ‚…ismen‘ ist auch nicht fehlerlos, ist auch nicht ‚astrein! Aber…ich denke schon, dass hier genuegend Menschen mitlesen, die verstehen, was ich damit zum Ausdruck bringen wollte.
*Liebguck*
Manoel
Hallo Manoel,
danke für deinen Meinungsbeitrag.
Sicherlich hat es auf der Welt schlimme „-ismen“ gegeben. Rationalismus ist aber nicht so schlimm denke ich, Irrationalismus (Blaue Blume?!) hingegen kann rasch ein Problem sein.
Aber was (und wen) genau meinst du mit „Feminazismus“ – hoffentlich nicht die vorbildliche Alice Schwarzer oder die couragierten FEMEN.
Solange Frauen in vielen Branchen für die gleiche Stunde geleisteter Arbeit noch nicht dasselbe verdienen wie Männer ist noch viel zu tun auch in Deutschland! Hier endlich Gleichberechtigung zu fordern ist nun wirklich kein „Nazismus“.
„Menschenrechtsuniversalismus“ meint die Allgemeine Erklärung der Menschenrechte, die AEMR, wie sie am 12. Dezember 1948 festgestellt wurde.
Dazu weiß Generalsekretär Kofi Annan:
„Die Menschenrechte sind das Fundament der menschlichen Existenz und Koexistenz. Die Menschenrechte sind allgemeingültig, unteilbar und voneinander abhängig. Es sind die Menschenrechte, die uns menschlich machen. Sie sind die Leitlinien, nach denen wir der Menschenwürde eine erhabene Stellung einräumen. …
Es ist die Allgemeingültigkeit, die den Menschenrechten ihre Kraft verleiht. Sie gibt ihnen die Stärke, jede Grenze zu überwinden, jede Mauer zu erklimmen, jeder Macht zu trotzen.
Der Kampf für allgemeine Menschenrechte war immer und überall ein Kampf gegen alle Formen der Tyrannei und Ungerechtigkeit – gegen Sklaverei, gegen Kolonialismus, gegen Apartheid. Dies ist heute nicht anders.“
Ui…es kommt hier offenbar tatsaechlich mal zu einer Debatte! *freu* Da hat es vielleicht doch Zweck, ‚die Flinte nicht gleich ins Korn zu schmeissen‘.
Bitte betrachte bezueglich Deines:
„Aber was (und wen) genau meinst du mit “Feminazismus” – hoffentlich nicht die vorbildliche Alice Schwarzer oder die couragierten FEMEN.“
meine Antwort an Marianne als auch an Dich gerichtet.
Mit der Schwarzer hab ich mich bereits vor Jahren mal persoenlich unterhalten. Sie ist im Umgang durchaus sehr nett und dumm ist sie ganz gewiss nicht. Aber…in ihrer Zielfixiertheit uebersieht sie Probleme, die sie und ihre ‚Mannschaften‘ mit der Erreichung ihrer Ziele – so, wie sie sie ansteuern – erst schaffen.
Nein, eine Frau im ‚Blickpunkt‘, wie die Schwarzer Eine war und ist, ist vor Allem Katalysator! Ich meine tatsaechlich eher (aber nicht nur) einen Teil der, wie Du sie nennst, ‚couragierten FEMEN‘. Engagierte ‚Nachlaeufer‘, die sich ‚im Namen des Feminismus‘ auf ein Thema ’stuerzen‘ (warum auch immer gerade dieses ‚ihr‘ Thema geworden ist) und es generell ueberhoehen und bis ueber den Punkt des Verantwortbaren hinaustreiben.
Wie ich schon zu Marianne schrieb: Mein Ansatz der ‚…ismen‘ ist keinesfalls perfekt und durchaus und mit Recht kritisierbar.
Ich bezog mich eigentlich vor Allem auf ‚…ismen‘, die das Potential haben, sich zu Ideologien zu entwickeln…oder dies bereits getan haben.
Rationalismus und Idealismus sind meines Erachtens nach wertfreie, weil als natuerliches Potential im Menschen angelegt, ‚…ismen‘. Beides kann vom Menschen sowohl im Guten, wie auch im Schlechten genutzt werden. Sie sind aber – fuer sich – keine Ideologien. Sie sind wohl aber Elemente, die von ‚anfuehrenden‘ Menschen in ‚…ismen‘ die sich bereits zu Ideologien entwickelt haben, oder im Begriff sind, dies zu tun, als ‚Mittel zum Zweck‘ genutzt werden koennen…seit jeher schon.
Was Du ‚Irrationalismus‘ nennst, das nenn ich ‚Mystizismus‘. Ohne Mystizismus…ohne die Phantasie, die hinter jeder Mystik steht, ist der Mensch nicht denkbar – er wuerde sich selber zu einem biologischen Roboter deklassieren. Ohne den mystischen Moment kommt der Mensch als Spezies und auch als Individuum und Gesellschaftswesen zu gar nichts. Selbst ein Projekt wie ‚Cern‘ in der Schweiz ist nur denkbar, eben weil dort (u.a.) nach dem ‚Hicks-Bosom‘ geforscht wird…der vielleicht absoluten Verbindung zwischen dem ‚rational Erfassbaren‘ der Physik und dem ‚Irrationalen‘ der Quantenphysik.
Stell Dir einen Menschen ohne jeden Glauben vor…ohne jede Phantasie – und Du hast eine Maschine!
Mit Deiner Erklaerung zum ‚Menschenrechtuniversalismus‘ erweist Du Dich – Gottseidank – als idealistischer Mensch…als ein Mensch, der den Glauben hat, dass Etwas zu erreichen sei. Vielleicht waere es aber guenstig, nicht aus dem Auge zu verlieren, dass der Mensch es vermag, auch glasklare Saetze und Inhalte so zu interpretieren, dass sie ihm in seinen ideologisch vergorenen Kram passen…
ich denke, gegen Ideologien zu kaempfen und womoeglich in diesem Kampf zu obsiegen entzieht eben diesen ‚im eigenen Interesse interpretierenden‘ Ideologen die Grundlagen fuer ihre Fehlinterpretationen…und braechten Dich Deinem Ziel naeher!
Lieben Gruss
Manoel
Tümelei mit historisierenden Klammotten, unerträglich. Apolitisches Biedermeier, Blaublumenseligkeit, hundert Jahre Zunahme an teutonischer Nabelschau.
Wo ist der globale Blick, die unter Beweis gestellte Mitverantwortung für die Menschen und dabei nicht zuletzt die Frauen in der Dritten Welt bzw. im Nahen Osten. Tandaradei und Halligalli auf dem Meißnerlager, doch werfe man nur einen Blick in die Presse und es ist Schluss mit Romantik: „14 Frauen in Saudi-Arabien festgenommen“, meldet die Berliner Zeitung:
„Der konservative islamische Klerus hatte sich auch im Vorfeld dieser Kampagne gegen jede Lockerung des Fahrverbots für Frauen ausgesprochen. Am vergangenen Dienstag fanden sich 150 Religionsgelehrte vor dem Sommerpalast von König Abdullah in Dschidda ein, um ein hartes Vorgehen der Behörden gegen die aufmüpfigen Frauen zu fordern. In Saudi-Arabien ist eine besonders dogmatische Variante des sunnitischen Islams, der Wahhabismus, Staatsreligion.
Das Fahrverbot ist Teil eines umfassenden Systems von Gesetzen und Regeln, das Frauen praktisch entmündigt. So ist es ihnen nicht möglich, Verträge zu unterzeichnen oder Arbeitsverhältnisse einzugehen, ohne dass ihr Ehemann oder ein männlicher Blutsverwandter die Zustimmung dafür gibt.“
http://www.berliner-zeitung.de/politik/women2drive-14-frauen-in-saudi-arabien-festgenommen,10808018,24797094.html
Die gelangweilten europäischen Yuppies wissen nicht, wo sie als nächstes „auf Fahrt“ gehen sollen, während die Frauen in vielen Staaten der Welt ohne Mann nicht das Land verlassen dürfen und ggf. noch nicht einmal das Haus. Die Meißnerfahrer von 1913 waren alternativer und innovativer als die von 2013!
Sehr gut auf den Punkt gebracht von Annika.
Nur ein kleiner Einwand.
Den im vor dem Fest gefassten Beschluss der Abgrenzung zu den entsprechenden rechten Bünden finde ich ok, das ist Demokratie und sogar die Begründung teile ich.
Zu Freibund usw. lese ich auf Wikipedia ausreichend viel.
Zu Sturmvogel etwa „Programmatisch orientiert sich der Verband an den nationalrevolutionären Gruppen der Weimarer Republik um Karl Otto Paetel.“ Und klicke durch zum genannten Nationalbolschewisten. Sowas verdirbt mir den Appetit und das Essen gleich mit.
Sturmvogel-Wiki: „Mitglieder des Verbands nahmen 1992 an der IJzerbedevaart und 1993 an einem Rudolf-Heß-Gedenkmarsch teil.“
Das ist brisante Information, und da gibt’s für mich nichts beim „andersartigen“ Bund nichts kennenzulernen. Da blocke ich jede Kommunikation ab. Soll sich der Verein doch auflösen, zu den allgemeinen Menschenrechten bekennen und zur Gleichberechtigung von Mann und Frau, die Kontakte ins rechtsradikale Milieu unterbinden … und dann mit neuem Namen neu gründen und es noch mal versuchen.
Soll der einzelne, menschlich angenehme Freibündler oder Sturmvogel (den es sicherlich gibt) doch aus seinem schwarz-braun-bewegten Bund austreten und in einen netten Pfadfinderbund eintreten, dann kann er in 25 Jahren sicherlich gern auf’s nächste Meißnertreffen.
Alles in allem aber ein Super-Artikel: Spaßkultur, inhaltliche Leere, sich bespaßen lassen – eine ebenso scharfe wie angemessene Kritik. Danke.
Thilo
*korrigiere*
Den im vor dem Fest gefassten Beschluss
Den VOR dem Fest gefassten Beschluss
hey, richtig qualifiziert hier…
http://www.youtube.com/watch?v=odgo0-aAvXA&feature=share
Liebe Annika,
da mir im Vorfeld die von Dir festgestellte und beklagte Inhaltslosigkeit aufgefallen ist, haben wir ehemaligen Jungenschaftler vom „Mindener Kreis“ uns die Veranstaltungsfolge der „Jurtengespräche“ ausgedacht, bei denen u.a. über Pazifismus, Stefan George-Kult, über tusks KPD-Beitritt 1932, Bündische Jugend in der 68er Zeit und – am besten besucht – über die „Blüherei“ und was man dagegen tun kann, referiert und diskutiert wurde. Schade, dass du nicht zu uns gefunden hast, denn bei den „Jurtengespräche“ hättest du gefunden, was Du vergebens gesucht hast,nämlich die Diskussion über aktuelle Probleme der Bündischen Jugend. Auch haben wir eine Schriftenreihe publiziert, die sich kritisch mit den Defiziten der bürgerlichen Jugendbewegung beschäftigt,die in den 100 Jahren seit 1913 sichtbar geworden sind.
zeko