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Auf dem Hamburger Singewettstreit

Nachdem upsi in der letzten Woche berichtet hat, wie es ist sich in einer Woche auf den Singewettstreit vorzubereiten, wechseln wir heute die Perspektive. Annika berichtet aus ihrem ganz persönlichen HaSiWe-Tagebuch aus Zuschauersicht.

Foto: Andreas Rettig

Freitag, 9:30 Uhr
– Aus dem Bett gequält: Check
– Statusmeldungen über den HaSiWe bei Facebook gelesen: Check
– Packen: Nicht so ganz Check, aber immerhin habe ich mir schon Gedanken gemacht, welche Zunfthose ich anziehe

Ein paar Stunden Schreibtisch und Zug trennen mich noch von Hamburg

Freitag, 18 Uhr
Endlich sitze ich im Zug. Um mich herum lauter Blauhemden aus dem Pfadfinderbund Boreas. Um nicht aufzufallen – und um mich schon einmal auf Hamburg einzustimmen – trage ich mein Fischerhemd.

Dreieinhalb Stunden noch, ich bin voller Vorfreude.

Samstag, 7:45 Uhr
Die Luft surrt. Vor Aufregung und eifrigem Mädchengeplapper. In dem Raum, in den Ebba und ich uns gestern gelegt haben liegt eine BdP Sippe. Zufällig kennt Ebba die Gruppenleiterin und auch andere gemeinsame Bekannte sind schnell gefunden.

Die Lütten sind ordentlich nervös und gespannt wegen ihres bevorstehenden Auftrittes. Noch im Schlafsack liegend bekommen wir zwei Besucherinnen die letzte Probe vor dem Vorentscheid mit.

Samstag, 11 Uhr
Dank des Frühstücks mitsamt Kaffee werde ich so langsam wach. Die letzte Nacht war kurz und meine Stimme ist jetzt schon etwas heiser. Das viele Singen und die Gespräche auf der inoffiziellen Vorfeier gestern Abend haben sie wohl zu sehr beansprucht.

Den Vorentscheid lasse ich ausfallen und fahre stattdessen erst mal zum Hauptbahnhof. Ich kratze meine Fremdenführerkenntnisse aus einem Jahr Hamburg zusammen und zeige Nadine und Eva vom DPBM ein paar Highlights. Vom Nikolaikirchturm aus kann man die ganze Stadt überblicken!

Samstag, 15 Uhr
Was wohl normale Studierende sagen würden, wenn sie heute ihre Uni sehen? Die Vorhalle des Audimax füllt sich immer mehr. An den zahlreichen Ständen tummeln sich Menschen in Kluften unterschiedlichster Farben. Zunfthose, Röcke, Jeans, die ganz harten tragen kurze Lederhosen – die gewohnte Vielfalt eben.

Überall stehen kleine Grüppchen, erzählen vom vergangenen Jahr, aktuellen Ereignissen und ihren Erwartungen an den heutigen Abend.

Samstag, 17:30 Uhr
„Herzlich willkommen zum 37. Hamburger Singewettstreit!“ Tosender Applaus erschallt.

Samstag, 18:35 Uhr
Die Sippen und Meuten sind durch. Die Waldjugend Hortenring Saar-Hochwald tritt in der Kategorie Stämme und Bünde auf. Natürlich mein persönliches Highlight ;-)

Samstag, 18:45 Uhr
Pause! Polkageist spielt zum Tanz auf, die Menge bebt. Der zwei Meter breite Streifen zwischen Stuhlreihen und Bühne ist voller Menschen, die sich wild zur Musik bewegen.

Samstag, 20:45 Uhr
Als vorletztes spielen die Gruppen der offenen Kategorie. Auch dieses Jahr herrscht wieder Narrenfreiheit. Die Neigungsgruppe Mytilus tritt unter anderem mit einem Medley vor Jury und Publikum, die Gruppe Goten des Bundes Europäischer Pfadfinder interepretiert einen Text von Käptn Peng neu. Von musikalischer Perfektion kann man nicht reden, trotzdem macht Zuhören bei allen hier Auftretenden großen Spaß.

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Samstag, 21:20
Auch wenn die Luft im Audimax so langsam stickig wird – ein bisschen Atem bleibt uns noch um die Ergebnisse der Siegerehrung mit unseren Tipps zu vergleichen. Schade ist auch dieses Jahr, dass es keine Begründung für die Entscheidungen seitens der Jury gibt. Nicht jede Platzierung leuchtet uns ein.

Die ersten Plätze:

Kategorie Sippen: PBN; Stamm Thadesia; Gruppe Tarilea; Hamburg

Kategorie Stämme: PBN; Stamm Minas Tirith; Hamburg

Kategorie Singekreise: Singekreis Silberburg; Karlsruhe

Offene Kategorie: Mytilus Neigungsgruppe; Hamburg

1 Lied/7 Tage: Oleg and the Popovs; DWJ, DPBM, VCP

Samstag, 23:50 Uhr
“Ja Hallo, wir wurden gerade Zeugen eines Überfalls. Einer der Täter konnte festgehalten werden, wir bräuchten da mal die Polizei.“ Auf unserem Weg zur Nachfeier wird unsere Vorfreude durch Hilferufe gestört. Unterhalb unseres Weges wird ein junges Pärchen überfallen. Einen der Täter konnten sie schon festhalten. Schnell sind wir etwa 15 Leute, die den jungen Mann festhalten und mit den beiden auf die Polizei warten.

So spannend kann Singewettstreit sein. Dumm für die Diebe, dass wir gerade auf dem Weg zur Nachfeier in Harburg waren.

Danach sind wir alle ein bisschen fertig.

Sonntag, 6:20 Uhr
Von den gefühlten 50 Leuten, die mir im Laufe der Nacht gesagt haben, dass sie mit auf den Fischmarkt gehen sind fünf übrig geblieben. Während es immer heller wird fahren wir zu den Landungsbrücken, essen erst mal ein Fischbrötchen zum Frühstück und beobachten die aufgehende Sonne.

Sonntag, 11:00 Uhr
Darf man 20 Minuten dösen als Schlaf bezeichnen? Schnell noch ein paar Leute verabschieden und ich begebe mich auf den Heimweg.

Sonntag, 19:30 Uhr
Da ich in Bremen pausiert habe, um eine Weile an der Weser in der Sonne zu sitzen, komme ich erst als es schon wieder dunkel ist sehr müde und sehr glücklich zu Hause an. Mein Kopf ist voller Lieder, Eindrücken und Gedanken an Gespräche des Wochenendes.

Das Mädchen, dass 10 Minuten später zum WG-Casting auftaucht kommentiert das ganze mit: „Ohhhhhhh, ich wusste gar nicht, dass es noch so was wie Pfadfinder gibt.“ Doch gibt es, und wir haben verdammt viel Spaß dabei!

Von:

Annika ist Mitglied der Deutschen Waldjugend Elmstein. Sie ist seit einigen Jahren für die Bundesmitgliederzeitschrift der Waldjugend „die info“ zuständig. Unter anderem durch ihr FSJ beim 34. Kirchentag in Hamburg ist sie überbündisch sehr aktiv. Mittlerweile wohnt sie in Bielefeld und schreibt seit neuestem nun auch für Schwarzzeltvolk.

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