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Offenen Auges in den Untergang

Ein Kommentar zum BSU-Untersuchungsbericht über den Untergang der Falado

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Als die Nachricht vom Untergang der Falado die bündische Öffentlichkeit erreichte dauerte es nur wenige Stunden bis die ersten Unken aus den Kellern gekrochen kamen. Man habe es ja schon immer gewusst, nein, sogar gesagt, dass dieser Kahn nicht mehr seetüchtig sei …

Wer klug war hielt sich erst einmal zurück. Manches roch nach Latrine und im Grunde war sehr schnell klar, dass man die genaue Ursache für den Untergang wohl nie feststellen werden wird. Zu tief liegt das Wrack und selbst die Besatzung rätselte, da es nicht gelang das Leck ausfindig zu machen.

Klarheit würde allenfalls der offizielle Untersuchungsbericht der Bundesstelle für Seeunfalluntersuchung (BSU) bringen. Die BSU hat, als offizielle Behörde, die Aufgabe alle Seeunfälle mit Beteiligung deutscher Schiffe oder deutscher Staatsbürger zu untersuchen. Ziel der BSU ist es nicht Schuldige zu ermitteln, sondern Lehren aus den Unfällen zu ziehen und somit die Sicherheit auf Schiffen in Zukunft zu verbessern.

Nachdem schon im Sommer ein vorläufiger Zwischenbericht erschienen ist, liegt das endgültige Ergebnis der Untersuchung nun vor und ist auf der Website der BSU für jedermann abrufbar.

bsu2Auf 38 Seiten bestätigt der Bericht im Großen und Ganzen alle Vorwürfe, die dem Falado-Verein seit dem Untergang gemacht wurden. Die Liste der im Bericht aufgeführten Mängel, die zusammengenommen zum Untergang des Schiffes geführt haben, ist lang. Sie reicht von grundsätzlichen Unzulänglichkeiten bei der Konstruktion des Schiffes, bis hin zur unfachmännischen Wartung und Instandhaltung des Schiffes über Jahre hinweg. Das Fazit der BSU lässt keine Zweifel offen: Die Falado von Rhodos war nicht mehr seetüchtig und angesichts des schlechten Allgemeinzustands des Schiffes und der konstruktiven Mängel hätte das Schiff niemals abseits ruhiger Küstengewässer fahren dürfen.

Viel wichtiger als die Feststellung, dass das Schiff nicht mehr seetüchtig war ist aber, dass der Untersuchungsbericht der BSU belegt, dass diese Tatsache dem Vorstand des Falado-Vereins und dem Schiffsführer bekannt war. Unter anderem ging im Frühjahr 2012 ein Schreiben der Bootswerft Stapelfeldt in Kappeln an den Vorstand des Falado-Vereins. Darin heißt es:

„Die Konstruktion sowie deren Zustand ist, vor allem in Hinblick auf geplante Reisen, erschreckend. Das Schiff ist zurzeit absolut nicht seetauglich.“

Diese Warnung wurde von den verantwortlichen Vorstandsmitgliedern und den Schiffsführern der Falado vorsätzlich ignoriert.

Angesichts dieser Tatsachen fällt es schwer den Untergang als Unglück zu bezeichnen. Vielmehr scheint es so, als habe man das Risiko eines Untergangs wissentlich in Kauf genommen und dabei nichts anderes getan als Menschenleben auf’s Spiel zu setzen.

„Man muss mit aller Deutlichkeit sagen, dass es ausschließlich glücklichen Zufällen zu verdanken ist, dass es beim Untergang der FALADO VON RHODOS nicht zu einer Tragödie mit Todesopfern gekommen ist. Ebenso klar ist es, dass der Unfall hätte vermieden werden können […]“

In diesem Herbst hat der Falado-Verein ein neues Schiff, die Whydah of Bristol gekauft. Das Schiff ist ein völlig anderes und kein Vergleich zur alten Falado. Und, wie man im Rahmen der Finanzierungskampagne stolz hat verlautbaren lassen, hat man besonderen Wert darauf gelegt ein sicheres Schiff zu erwerben.

Das mag sein und ist in jedem Falle begrüßenswert. Nichts desto trotz liegt die Verantwortung im Falado-Verein fast unverändert bei den gleichen Personen, die auch schon vor dem Untergang der Falado am Ruder waren.

Der BSU-Bericht hat eindrücklich belegt, dass diese Personen über Jahre hinweg der Verantwortung für die Sicherheit eines Schiffs und der Verantwortung für Leib und Leben der Besatzung nicht gerecht geworden sind.

Welchen Wert hat ein vermeintlich sicheres Schiff in den Händen von Personen, die der ihnen übertragenen Verantwortung nicht gerecht werden?

Auch das sicherste Schiff ist eine Gefahr für Leib und Leben, wenn wider besseren Wissens unverantwortlich gehandelt wird.

Es geht aber nicht nur um die Frage, ob diejenigen, die die Verantwortung für den Untergang der Falado zu tragen haben, Konsequenzen ziehen. Auch die jungen Mitglieder im Verein und alle, die es wirklich nicht besser wussten, sind gefordert. Als einfache Mitglieder eines Vereins mögen sie keine direkte Verantwortung für die Sicherheit an Bord gehabt haben. Aber sie haben die Pflicht, nach bestem Wissen und Gewissen zu entscheiden, wem man diese Verantwortung übertragen kann. Sie müssen sich die Frage stellen, ob es zu verantworten ist den gleichen Personen noch einmal ein Schiff und das Leben der Besatzung anzuvertrauen.

 

Untersuchungsbericht der BSU

 

Pressemitteilung des Falado-Vereins

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Von:

WoHei kam als Spätberufener zum Christlichen Pfadfinderbund Saar. Heute lebt er in Köln, von wo aus es ihn häufig nach Norden zieht. Dort ist er unter anderem als Crewmitglied auf dem bündischen Segelschiff Mytilus unterwegs. Er fotografiert, schreibt und denkt für schwarzzeltvolk.de

9 Kommentare zu Offenen Auges in den Untergang

  • Bleibt anzumerken, dass die „Unken“ nicht erst NACH dem Unglück aus dem Keller gekommen sind, sondern dass es im Verein massive Auseinandersetzungen gegeben hat, den Törn abzusagen oder wenigstens auf den Island-Trip zu verzichten. Dazu gab es konstruktive Lösungsvorschläge, sogar eine außerordentliche Vollversammlung, die aufgrund formeller Fehler vom Vorstand nicht anerkannt wurde. Gesprochen und geschrieben wurde viel. Ignoriert auch.

  • Ahoi,
    dann beteilige Dich doch KONSTRUKTIV an einem Neuanfang.

    Gut Pfad

    der yanni

    • Hallo yanni,
      Ich glaube nicht, dass wir uns diesen Vorwurf machen müssen. Unsere bisherige Berichterstattung zur Falado und zur Whydah halte ich jedenfalls für einen durchaus konstruktiven Beitrag.
      Grüße, WoHei

  • Ich finde es ausgesprochen bedenklich wie der Verein nach außen kommuniziert wird.
    Im BSU Gutachten, wird 38 Seiten lang dargelegt warum dieses Schiff nicht hätte auslaufen dürfen. Ich will jetzt nicht die Mängel Zitieren, dies sind zu viele. Auf S. 36 (6.5) gibt es die Zusammenfassung.

  • Auch wenn ich nichts Konstruktiv beitragen kann, heißt das nicht dass ich dazu nichts sagen darf.
    Über solch eklatante Missstände wie den Zustand des Bootes, zu schweigen wäre fatal.
    Diese dann als Kritikaster zu diffamieren, ist desaströs.

    Ein kleines Beispiel warum „nur konstruktive Kritik / Beiträge“ zuzulassen so gefährlich und i.d.R falsch ist.
    In der Konsequenz bedeutet dies das sich nur Personen äußern dürfen die (1) daran Mitarbeiten oder (2) „vom Fach“ sind.
    Zu (1) gegen diese Personengruppe richtet sich oft die Kritik.
    Zu (2) den „berechtigten“ Personenkreis so zu einzugrenzen würde in letzter Konsequenz fast jeden entmündigen.

    Dein Versuch nur Beiträge zuzulassen, wenn man sich an einem „ KONSTRUKTIV(en)… Neuanfang“ beteiligt kommt einem Verbot zum Berichten gleich.

  • Ahoi,
    ich meine nicht die schriftlichen Beiträge zur Falado, da darf gerne jeder schreiben, was er will (aber bitte nicht anonym, das ist doch albern). Ich meine die Kritik an dem jetzigen Vorgehen, dem aktuellen Verein und Vorstand.

    Jeder bündische ist aufgerufen, dafür sorge zu tragen, dass die beschlossenen Änderungen umgesetzt werden. Jeder darf und soll sich an der Gestaltung des bündischen Segelns beteiligen. Es darf jeder Mitglied werden, am Umbau, der Geldbeschaffung, der neuen Satzung, dem DokuWiki etc. mitarbeiten.

    Ich trage meinen Teil dazu bei, weil ich mit meinem Stamm Segeln will. Wie sieht es mit Dir aus?

    Gut Pfad der yanni

  • Lieber yanni,

    du sprichst schon wieder anderen das Recht ab, darüber zu schreiben.
    Denke bitte mal darüber nach, was dies bedeutet und wie dies in eine offene und demokratische Gesellschaft passt.

    Ich gebe an dieser Stelle zu bedenken, wie sehr das rücksichtslose und verblendete Verhalten des Vorstandes der ganzen bündischen Idee geschadet hat. Alle anderen Gruppierungen müssen mit höheren Auflagen, Vertrauens- und Imageverlust dafür zahlen. Ich habe den Eindruck, der Vorstand würde am liebsten leugnen, dass das Boot gesunken ist und sehenden Auges in die Katastrophe gesegelt ist.
    Nach außen gibt es, seitens des Vereines, keinen kritischen Diskurs, von den Pressemitteilungen ganz zu schweigen.

    Und nun forderst du unter diesen [s]rücksichtslosem Haufen [/s]Vorstand weiter zu machen? Wie lange denn? Noch ein Boot? Oder muss es erst Tote geben? Recht einer oder erst mehrere?
    Eine auf Zwei Stunden terminierte Hauptversammlung spricht ja schon Bände. Und lässt sicherlich reichlich raum um kontrovers zu reflektieren. Zynismus in reinform.

    Zu deiner Frage, mitzusegeln wird mit jedem male Unattraktiver.

    Meine Identität muss ich in diesem Neuland nicht jedem mitteilen. So lenkt es auch nicht vom Inhalt ab.

  • Eine Pfadfinderin und Mutter sagte:

    Ganz ehrlich die Lust am Risiko mag ja was grandioses sein, aber dabei das Leben von Kindern aufs Spiel zu setzen grenzt schon an fahrlässigen Wahnsinn – und genau das ist bei der Falado geschehen. Mit Kindern in diesem Alter Nachts vor Island zu segeln finde ich eh schon krass, dann noch auf einem bekanntermaßen dafür ungeeigneten Schiff und dann hinterher dafür nicht mal ordentlich die Verantwortung übernehmen! Nein, bei der Falado oder wie alle Folgeschiffe heißen würde ich keiner Gruppe empfehlen zu segeln. Es gibt zum Glück genug andere schöne Segelschiffe auch einige mit jugendbewegten Bezügen auf denen man schöne Erlebnisse haben kann, ohne sein Leben aufs Spiel zu setzen.

    • Ein Vater sagte:

      Die Vorrednerin, Pfadfinderin und Mutter hat so recht!
      Ich habe als Vater ähnliche lebensgefährliche Dinge in einer bündischen Gruppen beobachten müssen. Konstruktive Kritik wurde leider nicht aufgenommen.

      Ich hatte erwogen, Strafanzeige zu erstatten.
      Vielleicht würde das gegen den fahrlässigen Leichtsinn helfen.
      Es ist sehr traurig…

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