Asienfahrt – Erste Passage: Baikalsee-Mongolei
„Liebe Redaktion, wäre das was fuers Schwarzzeltvolk? Falls ja, musst du das unbedingt nochmal Korrektur lesen, hab das im Eingangsbereich einer Mongolischen Bibliothek zwischen kaffekochenden Hausfrauen geschrieben, wobei der PC jedes Mal abstürzte als die den Wasserkocher anschmissen… It is the mongolian way…“
Eigentlich schon lange dem aktiven Gruppenleben entschwunden, brechen Olli und Wooki am Morgen des 1. September 2015 zur ganz großen Fahrt Richtung Asien auf. Einen guten Plan im Gepäck: Russland, Mongolei, China, Vietnam, Laos, Thailand und nochmal Vietnam, solange es die Touristen-Visa für kleines Geld zulassen und das Ganze so lange auf Schiene oder Straße wie irgend möglich. Das Zeitfenster geht bis Ende Februar 2016.
Gestartet wird per Zug in Koblenz, über Berlin, Warschau und Moskau bis nach Irkutsk nahe dem Baikalsee – natürlich mit der TransSib! Ankunft Irkutsk: 6. September 2015, also sechs Tage Zug am Stück im Zug!
Mit niederländischen Backpackern finden sich wir, die beiden Asienbummlern, uns vor dem Irkutsker Bahnhof wieder und die erste Entscheidung steht an: mit nach Listvjanka direkt am See oder lieber eine Nacht Irkutsk und orientieren? Eine Stunde später stehen wir am Fähranleger von Listvjanka, wo die letzte Fähre Ende August abgelegt hat : Sackgasse…
Das Hostel “Fish” bietet billigen Unterschlupf für die Nacht, der Chef des Hauses spricht super Englisch und kann für den weiteren Plan weiterhelfen: “Wer Insel Olchon mitten im Baikal nicht besucht hat, hat den Baikal nicht besucht!” Sie sei das Herz und die Seele des Baikalsees. Das klingt nach dem perfekten Fahrtenziel! Doch der einzige verfügbare Weg geht wieder über Irkutsk… was solls!
Acht Busstunden später, selbige sind wirklich lange auf den buckeligen russischen Strassen in ordentlich überladenen Kleinbussen, erblickt man Olchon. Eine Fähre bietet den einzigen Zugang.
Die Fahrt endet in Chuschir, der einzigen Stadt der 15km breiten und 71km langen Insel. Der amerikanische Mitreisende Vince nimmt die beiden mit zu Sergej, einem bis über die Grenzen von Russland hinaus bekannten Couchsurfer, der ein kleines Haus für alle Rucksack-Reisenden frei hat und sich über Besuch und helfende Hände freut. Es wird die Ausgangsbasis für die nächsten zehn Tage sein.
Die Insel hat auf der Westküste lichte Nadelwälder, die von den langanhaltenden Waldbränden auf dem Sibirischen Festland verschont blieben.
Die Ostküste präsentiert sich mit schönen runden Hügelchen in malerischer Steppenlandschaft. Hier werden die nächsten 10 Tage auf Schusters Rappen zugebracht. Ok, ein kleines Stück wird auch getrampt… Der Baikal zeigt sich von all seinen Seiten:
Waschen im Sturm in den hohen Wellen des sibirischen Meers, Sonnenschein an den Steilküsten im Norden, wie mit dem Pinsel gestrichene Wellen in den melierten Wolken des Abendhimmels nach einem bewölkten Tag. Das Wetter spielt mit, nur kurze Regenschauer mischen sich unter trockenes, manchmal sogar sonnig warmes Wetter. Nur die grauen Sowjet-Busse schneiden gelegentlich das Blickfeld. Sie sind vollgestopft mit chinesischen Touristen, die für den 5-Tages-Marsch zum Kap Haboi und zurück in diesen Blechbüchsen nur 6 Stunden brauchen und dort angekommen eine Fischsuppe kredenzt bekommen.
Sergej ist ein regiliöser und weiser Mann, er achtet auf die kleine orthodoxe Kirche der Stadt. Er ist auch der einzige der sich dem Müll auf den Straßen etwas annimmt und den einzigen Spielplatz der Insel einigermaßen sauber hält. Man kommt mit ihm schnell ins Sinnieren, über Gott, aber vor allem über die Welt!
Unser Fazit: Olchon kann man nur genießen, so ruhig, so idyllisch, so kann man sich Sibirien kaum vorstellen!
Weiter geht’s: Per Rumpelbus und Bahn erreichen wir nach 36 Stunden den Norden der Mongolei, genauer gesagt die Hauptstadt der Provinz Selenge: Sukhbataar. Auf dem Weg verbrachten wir alleine mit russischen und mongolischen Zollformalitäten 5 Stunden.
Folgende Frage mag sich dem geneigten Leser aufdrängen: Sukhbataar kennt kein Mensch, warum sollte man hier aussteigen? Um die netten und engagierten Mitstreiter des interessanten Bookbridge-Projekts zu treffen und kennen zu lernen. Dieses Projekt existiert seit 2009 in der Mongolei und hat sich zum Ziel gesetzt vor allem die Englisch- und IT-Kenntnisse der jungen Bevölkerung zu verbessern – und das kostenfrei! Die knapp 20 tapferen Mitstreiter von Bookbridge die sich an 11 Standorten im ganzen Land den knapp 3 Millionen Mongolen annehmen sind also um jede Unterstützung froh. Die einfachste Form der Hilfe ist das Spenden von einfacher, englischsprachiger Literatur wie Kinderbüchern. Wir Pfadfinder funken sofort einen Aufruf in die Heimat, hoffentlich ertragreich!
Die Mongolen sind ein sehr gastfreundliches Völkchen. Als Nächstes steht der Westen und der Süden des Landes an, um dort Wüsten und Berge, große Seen und die traditionellen Jurten kennen zu lernen und mutmaßlich die Gastfreundlickeit weiter zu genießen!
Beste Grüße und Gut Pfad,
Olli & Wooki
Ah, da werden Erinnerungen wach… :) Leider war für die Mongolei beim letzten Mal keine Zeit. Da muss wohl zwingend nochmal ne Fahrt in die Gegend her. Würde was dafür geben, euch jeden Tag von morgens bis abends mit Unsinn berieseln zu können. :D Kommt dann halt im März. ;)
Gut Pfad und so!
Pingback: Sippe Assapan auf Asienfahrt | Dieblicher Pfadfinderstamm Treverer