Asienfahrt – Dritte Passage – China
Weiter geht der wilde Ritt nach Osten – wie alles begann, könnt Ihr hier nachlesen.
Puuh… Schon November… Auch vier Wochen China liegen in der Vergangenheit. Vietnam und die nahende Halbzeit der Fahrt winken in nicht allzu ferner Zukunft.
Alles fing ziemlich hektisch mit chinesischen Grenzbeamten an, die sich auch gerne mal zwei Stunden mit einem deutschen Reisepass auseinandersetzen. Aber aus der nervigen Zeitverschwendung wird Gott sei Dank kein ernstes Problem.
Peking war nur als kleiner Zwischenstopp für wenige Stunden eingeplant. Verbotene Stadt, ein paar Bilder mit lustigen Chinesen machen, Fahrkarten abholen, weiter mit dem Zug nach Süden.
Die Stadt Guilin in der Provinz Guangxi und die Umgebung waren das erste Ziel. Die 800.000 Einwohner große Stadt bietet einen etwas entspannteren Einstieg in die wuselige Welt Chinas – vor allem den gewöhnungsbedürftigen asiatischen Straßenverkehr – als Peking. Die Stadt ist umgeben von traumhaft schönen, runden Hügeln aus Karstfelsen. Sie ragen steil aus der sonst flachen Landschaft hervor und sind meist mit flaumig grünem Wald geschmückt. Einige stehen sogar direkt in der Stadt, für die muss man dann 90RMB Eintritt bezahlen. Eine Fahrradtour in der näheren Umgebung oder eine Fahrt mit dem Bambusfloss nach Süden lohnt sich da schon mehr. Manchmal findet sich sogar eine Pagode auf dem Gipfel eines Hügels. Das Hochklettern lohnt sich in jedem Fall.
Doch die eigentliche Sehnsucht des Wanderers sind die Berge. 30 Stunden im Westen, in der Provinz Yunnan, soll es welche geben, so erfuhren es Olli und Wooki bei Ihren Recherchen vor Ort. Eine Nacht im Hostel kann sich da schnell lohnen, um bereiste Wanderkumpanen zu treffen.
Die ersten 1400km nach Lijiang im Nordwesten, legten die beiden im Zug zurück. Stehplatz im 118 Personen fassenden Waggon, das ist mal eine Erfahrung wert. Ein Katzensprung mit dem Bus weiter liegt die “Tiger Leaping Gorge”. Es ist eine unfassbar enge, steile Schlucht, vor der das Mittelrheintal nur einen Hofknicks machen kann. Die Felswände ragen über 1000m über dem reißenden Strom im Talkessel. Ganz unten versteht man kaum sein eigenes Wort, oben stockt einem der Atem wegen der schneebedeckten Gipfel im Hintergrund. Bemerkenswert sind auch die Menschen hier, die jede Ecke nutzen, um Mais, Obst oder auch mal Hanf anzubauen und an kleinen Ständen am Wanderweg zu verkaufen.
Von der Schlucht aus sollte Olli und Wooki ihr Weg nach Norden führen. Am Haba-Snow-Mountain (ca. 5000m hoch aber recht teuer) und an den weißen Wasserterrassen von Baishutai konnte nur kurz halt gemacht werden. Das Ziel: Shangri-La! Hier soll man sich zum ersten Mal wie in Tibet fühlen. Das stimmt auch! Ein mit Gebetsfähnchen bedeckter Hügel mit einem Kloster, ein Riesenkloster im Stadtzentrum mit Pagodendach und die größte Gebetsmühle der Welt. Eine andere Welt! Und das Zuhause von Andrew Webster, einem amerikanischen Wanderguru. Der hat natürlich auch Spitzentipps: Über Deqin und Fei Lai Se über Xidang nach Yubeng.
Schon die Busfahrt über einen Pass mit 4300m Höhe an schneebedeckten Gipfeln vorbei ist kaum zu beschreiben. Deqin ist nur Durchgangsstation. In Fei Lai Se, ein Tal weiter, hat man den ersten Blick ohne Busfenster im Weg auf den Meili Snow Mountain. Es gibt eine Plattform mit 8 großen weißen Stupas, kleinen buddhistischen Bauwerken, von der aus die beiden Asienfahrer den bis dahin besten Sonnenuntergang genießen durften: Die orangenen Schleierwolken über dem Bergrücken, die Sonne dahinter in ihren letzten Zügen, der Himmel blitzt hellblau hervor, die schneebedeckten Gipfel als Hauptakteur in dem Schauspiel.
Mit wenig Tramperglück ging’s am nächsten Tag zu den heißen Quellen von Xidang. Zumindest eine Betonhütte, in der ein heißes Wasser führendes Rohr aus Wand kommt ließ sich für eine warme Dusche auftreiben. Spannender sind da die Horden von tibetischen Pilgern. Jeder hier freut sich über ein europäisches Gesicht. “Dachi Dahlee” rufen sie einem entgegen. Es bedeutet “die besten Wünsche”. Was für ein Empfang!
Noch ein Anstieg trennt den Pilger von Yubeng. Und das hielt in allen Belangen was Andrew versprach: Ein kleines Dorf auf ca. 3200m Höhe in einem Talkessel mit Häusern, überwiegend aus Holz. Das größte Gefährt. das einem auf den engen Wegen begegnet, sind Schmalspurtraktoren mit selbst gebastelten Anhängern. Mulis, Schweinchen, Kühe und Pferde bevölkern ohne großes Interesse an ihrer Umgebung die Straßen. Von hier aus kann man drei Tagestouren in die Berge machen.
Die beiden beliebtestesten Ziele sind ein Gletschersee und ein heiliger Wasserfall. Beide um die 3700m hoch. Der Gletschersee ist von Steinhaufen gesäumt, die von den Pilgern dort aufgestellt wurden. Der Wasserfall im Nachbartal ist hinter einem Meer von Abermillionen Gebetsfähnchen kaum auszumachen. Die Trockenzeit trug wohl auch zum niedrigen Wasserstand bei.
Das absolute Highlight war jedoch der “Lake of God”. Auf 4600m Höhe eröffnet sich dem Wanderer nach einem nicht ganz unkniffligen Aufstieg ein dunkler See zwischen steilen Felswänden. Wenige Gebetsfahnen schmücken die schroffen Felswände. Nur eine handvoll Wanderer teilte diesen Augenblick mit Olli und Wooki. Im Hintergrund: 3000m steil abfallende Felswände, an denen sich Schnee kaum halten kann. Der Grund des Tals ist nicht zu sehen, so tief geht es bergab. Atemberaubend, dieser Himalaya. Ein Blick über Bergketten in der Ferne wie aus dem Flugzeug.
Doch nicht nur die Landschaft macht den Reiz dieser Gegend aus. Auch die Menschen, überwiegend Tibeter, sind unglaublich offen, gastfreundlich und überraschend trinkfest. Fast allen gemein ist die Liebe zur Musik, mit ein paar Gitarrengriffen kann man sich auch schon mal Abendessen, Schlafplatz und natürlich literweise den in China obligatorischen Reiswein erspielen. Auch deutsche Texte werden fleißig mitgesungen (Pa-, Pa-, Panama), und eine Einladung zu einer tibetischen Geburtstagsparty sollte man auf keinen Fall ausschlagen!
Selbst der Weg von Yubeng weg, von dem man sich nur schwer losreißen kann, passt in kein Bilderbuch. Durch ein Tal steigt man die über 1000 Höhenmeter zum Mekong hinunter. Drei Stunden lang. Oben ist das Tal weit, man passiert vereinzelt kleine bunte Hüttchen mit Gebetsfahnen, die Hänge sind herbstbunt bewaldet, einige Schneegipfel stehen entfernt im Hintergrund. Unten ist das Tal, eine enge Schlucht mit Stromschnellen und Wasserfällen. Der Weg klammert sich an die Felswände. Male ein Klischeebild von Tibet…
Die nächsten Tage waren geprägt von ausbleibendem Tramperglück, Bus und Bahn. Doch auch eine Nacht in der chinesischen Großstadt, in dem Fall Nanning in Guangxi, gehört zum China-Erlebnis: Ein Nachtmarkt mit hunderten von Ständen, überall brutzelt Essen in ALLEN Variationen. Frisch geschlachtete Hühner, die Minuten vorher noch in ihrem Käfig umhergeflattert sind, noch nach Luft schnappende Fische und Krabben, Reis und Nudeln mit allem erdenklichen, in Europa meist unbekanntem Gemüse, Grillspieße mit Fleisch und Gemüse und natürlich mit allem möglichen Zeug gefüllte Teigtaschen. Menschenmassen drängeln sich durch die Stände, dazwischen unzählige Elektro-Roller, selbstverständlich unbeleuchtet. Das stellt man sich vor, wenn man an asiatische Überbevölkerung denkt. Was für ein Kontrast, China ist eben doch ganz schön groß.
Mal sehen was Südostasien zu bieten hat.
Die Reisetipps dieser Ausgabe:
- Andrew Webster in Shangri-La besuchen
- Eine Nacht in einer der Pagoden auf den Hügeln um Guillin
- Yubeng
- und nochmal Yubeng
- Gut Pfad
Olli & Wooki
Sippe Assapan, Stamm Treverer, Pfadfinderschaft Sueddeutschland, DPV
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