Franz Josef Degenhardt ist tot
Am 14. November 2011 starb Franz Josef Degenhardt. Ein Liedermacher, der zumindest mit „Es liegen drei glänzende Kugeln“ in so manch einem Liederbuch vertreten ist. Wer hat eigentlich verstanden worum es darin geht mag man fragen. WoHei wirft für uns einen kleinen Blick auf das Werk eines besonderen Liedermacher.
Bei „Spiel nicht mit den Schmuddelkindern, sing nicht ihre Lieder“ habe ich mir früher immer vorgestellt, dass es darum geht, dass irgendwelche Kinder reicher Eltern nicht mit uns Pfadfindern spielen sollen. Weil wir ja so schmuddelig sind, wenn wir von Fahrt kommen.
Und mit „Es liegen drei glänzende Kugeln“ hab ich mir immer schwer getan. Ehrlich gesagt habe ich den Text nie richtig verstanden und die Interpretationshilfen, die man in so manchem Liederbuch finden kann haben die Sache auch nicht besser gemacht. Denn, zumindest in den Gruppen die ich kenne, ist es ein Pimpfenlied. Warum auch immer.
Irgendwann kam ich dann in das Alter in dem man ernsthaft damit beginnt zu hinterfragen und ich entdeckte die Welt hinter dem Offensichtlichen in den Texten von Franz Josef Degenhardt. Die Schmuddelkinder und die glänzenden Kugeln ließ ich schnell links liegen. Sie machten die Bühne frei für Väterchen Franz und Bumser Paco und mit ihnen kamen Fragen nach der Zeit aus der diese Lieder stammen.
Beschäftigt man sich mit Franz Josef Degenhardt, so kommt man nicht den Burg-Waldeck Festivals vorbei, wo er in einer Reihe mit Hannes Wader und auch Reinhard Mey genannt wird. Und jenseits des Liedermachers Degenhardt findet man den Autor, der mit „Zündschnüre“ schon in den 70ern die Edelweißpiraten thematisierte. Noch eine Verbindung, die Franz Josef Degenhardt dem Bündischen näher bringt.
Tatsächlich ist und bleibt es aber „Es liegen drei glänzende Kugeln“, das sich ins Gedächtnis und die Tradition vieler bündischer Gruppen eingebrannt hat.
Im Vergleich zu Wader und Mey haben es von Degenhardt nur wenige Lieder ans Lagerfeuer geschafft. Seine Lieder sind sperriger und oft auch aggressiver. Sie entführen nicht in fremde Welten von denen es sich zu träumen lohnt und ihre Melodien laden nicht dazu ein stämmeweise gegröhlt zu werden. Sie stellen Fragen, machen Vorwürfe und haben in den seltesten Fällen das Zeug zum Ohrwurm.
Degenhardt war Zeit seines Lebens hoch politisch. Viele seiner Lieder fragen nach dem was die unsere Großväter gemacht haben als die Nazis an der Macht waren. Und sie bringen die Wut zum Ausdruck, die sich in den 60er Jahren unter den Studenten breit machte.
Viele Lieder Degenhardts sind heute nicht mehr ohne Erklärung zu verstehen, erschließen sich erst, wenn man sich mit der Zeit die Degenhardt geprägt hat beschäftigt. Und selbst dann bleibt vieles im Dunkeln und Vagen.
Es ist Arbeit, kostet Mühe Degenhardt verstehen zu wollen. Aber es lohnt sich auch heute noch die Fragen zu stellen, die Degenhardt aufwirft. Oft erscheint das wovon Degenhardt singt weit weg und märchenhaft. Aber nur so lange man keine Fragen stellt. Also: Wieviele Wölfe hat August der Schäfer gehört? Was verkauft der Bauchladenmann? Wohin will P.T. aus Arizona? Und fürchten sich die Leute auch heute noch vor dem Fremden mit dem Hinkefuß?
zu franz josef degenhardt wäre noch viel zu sagen,auch zu seinem politischen engagement. siehe dazu u.a. mein text unter „nachruf“ auf der internetseite des verlags kulturmaschinen ,der die lieder und romane von degenhardt neu herausbringt. freundliche grüße arno klönne .
Hallo arno,
Danke für deinen Kommentar. Natürlich hast du recht, zu Franz Josef Degenhardt wäre noch viel zu sagen gewesen. Der Artikel schildert ja nur meinen persönlichen Bezug zu Franz Josef Degenhardt und soll vielleicht auch noch ein wenig dazu ermuntern sich die Lieder dieses alten Mannes man anzuhören.
ich bin 66 jahre alt und fjd hat mich begleitet. ich habe nie um einen menschen mehr getrauert als um ihn. aber ich bin auch bald am ende… wo sind unsere lieder unsere alten lieder. vielleicht werde ich sie zusammen mit ihm singen……