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Hilfe mein Sippenführer ist weg! – Ich werde erwachsen!

Das erste Mal alleine mit der eigenen Sippe auf Fahrt? Ein unvergessliches Ereignis und eine Erfahrung, aus der man noch viel lernen kann. Katze berichtet für uns direkt und ungefiltert von ihrer ersten Fahrt ohne Sippenführer.

Für meine Sipplinge hat die Fahrt am Anreisetag oder in der letzten Gruppenstunde beim Rucksackchecken angefangen, aber für mich persönlich schon viel früher…

Man stellt sich alles so leicht vor, doch wenn man alles selbst plant und vorbereitet, merkt man erst wie viel Zeit man investiert und an was man alles denken muss damit es am Ende schön ist und sich auch lohnt. Ich nehme mir gerne die Zeit für die Planung einzelner Aktionen und ich habe mich gefreut diese Fahrt alleine zu planen, denn irgendwann muss man sich von seinem eigenem Sippenführer lösen und Dinge erfahren und in die Hand nehmen, die man vorher nicht konnte und kannte.

Angefangen hat alles mit den Fragen: Wann fahren wir, wie lange, wer kommt alles mit? Nach meiner Umfrage hat sich herausgestellt, dass wir entweder lange mit wenigen Leuten oder kurz mit vielen übers Wochenende fahren können.

Als Sippenführerin habe ich in dieser Situation entschieden, ich möchte lieber möglichst vielen die Chance geben, den Spaß an der Fahrt ermöglichen und lieber nur kurz weg sein. Für mich zählt in der Hauptsache rauskommen, den Alltag vergessen, viel Spaß haben und mit der Gruppe soviel wie möglich die Natur und die Gemeinschaft erleben.

Die Streckenplanung hat Eli übernommen. Sie hat mich auf der Fahrt noch begleitet. Zwischendurch haben wir uns abgesprochen wie wir vorgehen, aber als aller letzte habe ich immer die Entscheidung getroffen und damit die Verantwortung getragen. Genauso wie bei der Verteilung des Essens und des Materials. Es war schwer abzuschätzen, ob die Menge, die ich jedem Sippling zugeteilt habe okay war oder zu schwer. Es sind einfach so grundlegende Dinge, die einem noch fremd vorkommen, weil es ungewohnt ist, alles selbst aufzuteilen und zu entscheiden. Ich denke aber, dass ich mich da von Fahrt zu Fahrt besser einspiele und Erfahrungswerte sammle.

Wenn ich an meine Zeit als Sippling zurückschaue, erinnere ich mich an Fahrten, da war die Sippe ganz anderer Meinung als der Sippenführer. Doch der Sippenführer ist der Chef und hält die Verantwortung für die Gruppe in der Hand und muss vernünftig handeln. Diesmal war ich in dieser Rolle. Ich musste mich auch gegen die Gruppe entscheiden, als es darum ging, dass wir weiterlaufen mussten, dennwir brauchten wieder Wasser. Es war einfach ungewohnt zu sagen, es ist so, weil ich das jetzt für besser halte. Denn ein Hintergedanke von mir war immer, tue ich jetzt was gutes, motiviere die Leute oder fällst du der Gruppe gerade in den Rücken, weil sie es anders will und gibt es eine bessere Alternative? Das sind Situationen mit der man als Sippenführer erst lernen muss umzugehen und wissen muss wie man damit umgehen kann. Schließlich habe ich genauso viel Stimmrecht wie die Sipplinge und gehöre zur Gruppe, aber die Endentscheidung und die Verantwortung habe ich zu tragen.

Nach einer kleinen Pause trieb uns der Durst weiter bis zum nächsten kleinen Ort. Doch der Weg dorthin war quälend. Die Stimmung der Gruppe war gedrückt, aber mit Gitarrenklimpern und einem kleinen Liedchen zwischendurch tippelte es sich doch schon etwas leichter durch die Wälder. Auch der Hunger plagte dann die ein oder andere und ich musste ihr erklären, dass wir erst an unserem vorgesehen Ziel ankommen wollen und dort eine große Pause mit Wasserholen und Mittagessenmachen werden. Das war alles nicht so einfach, denn wenn eine immer unmotiviert wird, werden es die anderen auch ziemlich schnell und irgendwann ist es die ganze Gruppe. Leider funktioniert das Ganze nur mit der schlechten Laune. Komischer Weise schafft ein Gutgelaunter es nicht, die Schlechtgelaunten zu übertönen und damit wieder zu motivieren. Kennt da jemand vielleicht ein Gegenmittel?

Kaum am Pausenplatz angekommen waren die Gruppen zum Wasserholen schnell eingeteilt und die Stimmung stieg. Konnte man was anderes erwarten? Endlich Wasser holen, ohne schweren Rucksack durch die Gegend tippeln und den spannenden Platz entdecken. Die einzelnen Flüsse umher und strahlender Sonnenschein luden die ein oder andere schon zum Baden ein.

Gestärkt vom Mittagessen ging es weiter zum Endspurt. Noch durch den Ort in den Wald und dann bald Lagerplatz suchen. Die Sippe eingeteilt in 2er Teams und dann gings los. Jedes Team in verschiedene Richtungen geschickt und nach kurzer Zeit kamen die ersten wieder zum Berichten.

Das hat erstaunlicherweise gut geklappt und die Entscheidung zwischen den besten Plätzen war leicht. Der Platz, eine riesen Apfelbaumwiese, war Traumlagerplatz wie man es sich nur wünschen kann!

Erneut wurden verschiedene Aufgaben verteilt, damit die Arbeit leichter zu handhaben war. Schlafplatz richten, Feuerholz suchen, Feuerstelle und Kochen doch ich hatte noch eine Idee um den Platz besser zu gestalten.

Bevor wir auf die Wiese gekommen waren, musste wir einen steilen Hang hinunter und wieder hoch. Man konnte noch eingehaueneTreppenstufen erkennen, aber diese waren schon sehr ausgetreten. Das perfekte Highlight einer Wochenendfahrt, eine Treppe mit einfachen Dingen erneuern. Nach mehreren Überlegungen stellten wir leider fast, dass wir nicht das richtige Material griffbereit hatten und die Erde wegen des goldenen Oktoberwetters zu trocken und staubig war um auf die schnelle eine neue zu bauen. Also platze meine Spontanidee. Statt die Treppe zu erneuern haben wir sie von gefährlichen Stolperfallen befreit und die überflüssige Erde und die Blätter beseitigt.

Nebenbei kamen die Sipplinge immer wieder und waren davon überzeugt, dass das was sie jetzt als Feuerholz gesammelt haben für den Abend reicht. Das gesammelte reichte vielleicht gerade mal fürs Kochen und wir wollen lange am Feuer sitzen, gemeinsam singen, lachen und Geschichten erzählen. Ich denke diese Dinge pendeln sich von Fahrt zu Fahrt und mit dem Alter der Sipplinge ein, denn irgendwann weiß man ungefähr die Menge die man braucht und zu viel ist immer besser als zu wenig!

Nach einem schönem Abend am Feuer mussten wir wieder zur Heimreise aufbrechen und man konnte in dem ein oder anderen Gesicht sehen, dass man lieber noch länger auf Fahrt gehen wollte.  Mir ging es genauso. Jetzt bin ich aber zuhause und blicke mit einem zufriedenen Gefühl auf die Fahrt zurück und kann sagen, sie war toll: wir hatten tolles Wetter, eine super Fahrtengruppe und ich kam noch nie so motiviert von einer Fahrt heim! Es ist unglaublich, wie die eigene Sippe einen motivieren kann gleich die nächste Aktion zu planen oder etwas zu unternehmen. In der ein oder anderen Sache kann sich unser Zusammenspiel noch etwas verbessern, aber für das Erste war es genial und auch ich habe gemerkt, es geht ohne meinen Sippenführer, denn ich diesmal war ich es selbst und es hat genauso viel Spaß gemacht!

Für mich hat die Fahrt viel bedeutet, ich habe gelernt mit Dingem umzugehn, die ich vorher nicht gewohnt war. Ich habe viel gelernt und meine Sipplinge auch! Die nächste Aktion steht schon in den Startlöchern und dann heißt es wieder mit der Sippe alleine unterwegs, einfach als Pfadfinder die Welt erkunden und durch die Wälder zu ziehen!

Von:

Katze stammt aus dem Stamm Fleckenmauer im Christlichen Pfadfinderbund Saar. Dort ist sie als Sippenführerin aktiv. Für schwarzzeltvolk.de berichtet sie direkt von der Basis - aus dem Sippenalltag.

6 Kommentare zu Hilfe mein Sippenführer ist weg! – Ich werde erwachsen!

  • „…berichtet sie direkt von der Basis…“
    klingt irgendwie zu professionell :)

  • Das kommt mir alles sehr bekannt vor ;-) Obwohl ich seit… ääähh… so ungefähr 8 Jahren Sippen leite, habe ich gerade vor ein paar Wochen das erste Mal die Erfahrung gemacht, wie es ist, alleine mit der Sippe auf Fahrt zu fahren. Bei uns ist es eigentlich normal, eine Sippe zu zweit zu leiten. So bin ich es immer gewohnt gewesen, bei Unsicherheiten alles mit einem Zweiten abzusprechen. Das ging dieses Mal nicht. Es hat alles gut geklappt und ich habe wieder ganz viel über mich gelernt. Es war eine schöne Woche, aber alleine mit 8 Sippis für 7 Tage würde ich nur im Notfall noch mal fahren. Das schlaucht ganz schön, wenn man 24/7 alleine die Verantwortung hat und sich nie zurückziehen kann. Vor allem ist es blöd, wenn jemand krank wird und man keinen Zweiten hat, der mit dem zum Arzt kann o.ä.. Dir noch viel Spaß mit deiner Sippe ;)

  • Hey Upsi,

    ich denke, dass mit dem „jemand wird krank“, wird mir auch noch früh genug begegnen. Wahrscheinlich schneller wie man es sich wünscht. Es war nur eine kurze Fahrt wo das nicht so schlimm gewesen wäre. Ich bin gespannt wie es nächstes Jahr wird, wenn ich eine Woche alleine mit der Sippe unterwegs bin und dann nochmal die Erfahung mache, wirklich keinen zuhaben, auf den ich zurückgreifen kann. Mal schauen, wie sich meine Gruppe bisdahin entwickelt. Kleine Wochenendeaktionen stehen auf jeden Fall nochauf dem Plan!

  • Ist das bei euch üblich, alleine zu fahren oder ist das eher einem Sifü-Mangel geschuldet?

  • *gefällt mir*
    Ich mag den Bericht total & das Bild ist auch einfach nur genial :) Wer ist das bloß?! :P
    Katze.. Ich freu mcih schon aufs nächste Jahr :)

  • Bei uns ist es üblich alleine eine Sippe zu führen, mit der man auch alleine auf Fahrt gehen sollte. Bei vorherigen Fahrten waren wir immernoch die Älteren dabei und somit auch meine Sippenführerin. Doch diese Zeit ist vorbei und um weiterhin aktiv zu sein und Spaß zu haben, fahren wir alleine.

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