Pfadfinder mit Verdienstorden – Ein Interview mit Benny
Benny ist Pfadfinder im VCP. Am 26. August diesen Jahres hat er zusammen mit 13 anderen jungen Ehrenamtlichen das Bundesverdienstkreuz bekommen. Wir haben mit Benny gesprochen. Über den Orden, Herrn Wulff und wie man dazu kommt ein Bundesverdienstkreuz verliehen zu bekommen.
Schwarzzeltvolk: Hallo Benny. Magst du dich unseren Lesern kurz vorstellen?
Benny: Ja, auf jeden Fall. Ich bin Benny und ich bin 26, ich arbeite im Institut für Schulentwicklungsforschung. Zum Pfadfinden bin ich gekommen, als ich nach Minden umgezogen bin und das ist bis heute meine große Leidenschaft. Daneben spiele ich Schlagzeug, leider seit dem Studium nicht mehr soviel wie früher und ich spiele Federfußball.
Verrate uns, wie schafft man es das Bundesverdienstkreuz zu bekommen?
Zum Bundesverdienstkreuz muss ich etwas erklären: Das gibt es in verschiedenen Stufen. Das, was ich bekommen habe, ist die Verdienstmedaille des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland, das ist sozusagen die erste Stufe des Bundesverdienstkreuzes.
Wie man es schafft, das verliehen zu bekommen, kann ich gar genau sagen. Ich wusste, dass die Hauptberuflichen des VCP mich für eine Würdigung durch den Bundespräsidenten vorgeschlagen haben. Da wusste ich aber noch nicht, dass es um die Verdienstmedaille geht. Das habe ich erst erfahren, als ich den Brief vom Bundespräsidialamt bekommen habe. Und da habe ich es auch zunächst überlesen.
Soweit ich weiß, kann man jederzeit für die Verleihung vorgeschlagen werden. Allerdings war es diesmal ungewöhnlich, dass der Bundespräsident sehr junge Menschen gewürdigt hat.
Das heißt, es lag gar nicht in deiner Hand, du hast dich nicht beworben oder so.
Ja, genau. Es gab ein Schreiben vom Bundespräsidialamt an die Verbände und die Hauptberuflichen haben mich dann vorgeschlagen.
Weißt du warum du ausgewählt wurdest und nicht jemand anderes?
Ehrlich gesagt kann ich das nicht genau sagen. Als das Schreiben kam und die Hauptberuflichen uns das in der Landesleitung erzählt haben, habe ich auch noch andere Leute vorgeschlagen. Warum jetzt genau die Entscheidung auf mich gefallen ist, kann ich nicht sagen. Das ist im Bundespräsidialamt entschieden worden.
Es stimmt, dass ich sehr viele Sachen schon in sehr jungen Jahren gemacht habe. Mit 14 Gruppenleiter, mit 17 im Sprecherteam vor Ort, später dann im Bundesrat und der Landesleitung. Aber das habe ich nie alleine gemacht, sondern immer mit anderen, meist Älteren zusammen. Das zeigt auch schon, dass ich in meiner Zeit als Pfadfinder immer von vielen Leuten begleitet worden bin.
Ich glaube, man kann da auch schwer eine einzelne Sache, die ich gemacht habe herausgreifen. Vom Bundespräsidialamt und der Presse sind die Internationalität und Friedensaspekte in meiner Arbeit hervorgehoben worden, aber es sind natürlich viele unterschiedliche Aktionen, die ich schon gemacht habe. Und über die Aktionen bin ich auch mit ganz vielen anderen Leuten verbunden, die da auch mitgemacht haben. Es gibt so viele, die sich ehrenamtlich engagieren und so viele, die diese Würdigung genauso verdient hätten.
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Es ist ja auch so, dass ich nicht der einzige war, der zur Verleihung nach Berlin gefahren ist, sondern zum Empfang wurden auch noch andere eingeladen. Insgesamt wurden 14 Menschen auch aus ganz verschiedenen Verbänden ausgezeichnet und noch mal 160 Personen zum Empfang eingeladen. Die Verleihung war also auch eine stellvertretende Würdigung für alle, die sich als junge Menschen ehrenamtlich engagieren.
Wenn es jemand anderes geworden wäre, dann hätte ich mich auch gefreut. Warum ich es letztlich geworden bin, kann ich nicht sagen und mir würden mindestens 50 Leute einfallen, von denen ich sagen würde, sie hätten es auch verdient. Und dann kommt noch hinzu, dass ehrenamtliche Tätigkeiten schwer vergleichbar sind. Ich habe Sachen gemacht, die zu den großen Themen wie Internationales und Frieden zählen, aber ganz ehrlich, die Arbeit all jener, die schon seit Jahren sehr engagiert Gruppenarbeit machen- vielleicht die wichtigste Arbeit die man im Ehrenamt machen kann, nämlich die Arbeit an der Basis, ohne die man alles darüber auch nicht bräuchte – ist genauso zu würdigen.
Erzähl uns kurz, wie war es bei Christian Wulff?
Also – es war es auf jeden Fall ein guter Tag (lacht). Er verging wie im Flug. Am Anfang war es so, dass man gewartet hat, dann gab es die Veranstaltung im Schloss Bellevue mit denen, die die Orden verliehen bekommen haben und ihren Familien. Da gab es eine Situation, die ich sehr eindrucksvoll fand. Als die Presse reingelassen wurde. Das war wirklich, als würde eine Büffelherde in den Saal stürmen, um die besten Plätze zu ergattern.
Als der Bundespräsident kam, sind natürlich alle aufgestanden. Es gab Musik und eine Rede von ihm und danach die persönlichen Verleihungen. Zum Abschluss wurde die Nationalhymne gesungen und dann sind wir zum Fototermin herausgegangen. Draußen haben wir noch eine zweite Rede gehört, denn es gab ja auch noch den Empfang der anderen jungen Ehrenamtlichen. Bei einer Posterpräsentation haben die „Geehrten“ ihre Projekte vorgestellt.
Obwohl ich vorher schon aufgeregt war, war das während der Posterpräsentation dann nicht mehr der Fall. Ich wusste, ich habe nur so ein bis drei Minuten, um dem Bundespräsidenten in kurzen Worten etwas zu erzählen. Mir war an der Stelle wichtig über das hinaus zu gehen, was ich persönlich gemacht habe und ihm wichtige Elemente der Pfadfinderei zu erklären. Ich hab ihn zum Beispiel drauf aufmerksam gemacht, dass das Pfadfinden an sich den Grundgedanken einer Friedensbewegung in sich trägt.
Ich habe auf den Fotos gesehen, dass die meisten im schwarzen Anzug da waren, die Damen sogar in schicken Abendkleidern. Hast du dich da mit deiner Kluft nicht unwohl gefühlt?
Überhaupt gar nicht. Dass die Kluft eher als „Arbeitskleidung“ gilt, ist ja auch eine typisch deutsche Sache. In vielen Ländern haben die Pfadfinder eine Kluft, die sie nur zu besonderen Anlässen tragen. Und für mich war es ganz normal und von vornherein selbstverständlich, dass ich die Kluft anziehe.
Und das macht es natürlich auch einfacher. Man muss sich nicht so viele Gedanken machen, was man anziehen soll.
Wie hat dein Umfeld reagiert
Oh, da muss ich wirklich überlegen. Auf jeden Fall waren alle mindestens so überrascht wie ich. Unter meinen Freunden bei den Pfadfindern haben sich alle sehr gefreut. Aber ich muss auch ehrlich sagen, dass ich bis zur Veranstaltung selbst nicht ständig darüber nachgedacht habe. Klar gab es Pressearbeit davor, aber richtig viel ist es erst jetzt nach der Verleihung geworden. Ich werde jetzt natürlich auch oft angesprochen und bekomme Glückwünsche. Das ist dann eher so der Punkt, an dem ich nicht so genau weiß, wie ich damit umgehen soll. Ich bedanke mich natürlich, aber ich sage dann auch immer, dass es für mich etwas ist, das ganz viele auszeichnet. Das finde ich extrem wichtig zu betonen.
Zum Abschluss: Verrate uns doch was man mit so einer Bundesverdienstmedaille macht? Trägt man so was auch am Revers oder wird es bei dir nur in der Schublade liegen?
(lacht) Der Bundespräsident hat uns gesagt, wir sollen Vorbild sein und wir sollen darüber sprechen. Es gibt auch Empfehlungen, wann man was trägt, die wir bekommen haben. Es gibt neben dem eigentlichen Orden noch einen kleinen Anstecker. Den könnte ich rein theoretisch jeden Tag im Büro tragen. Aber ich kann direkt sagen: Nein, das werde ich nicht machen. Die Verdienstmedaille könnte man zu feierlichen Anlässen tragen, aber für mich passt sie an der Stelle auch nicht an die Kluft. Die Kluft steht für etwas anderes, sie ist dafür dar, dass es keine Unterschiede gibt.
Ich weiß jetzt erst einmal keinen Anlass, an dem ich sie tragen würde.
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