Sizilien in Nordhessen
Heute berichtet und Julian vom Pfingstlager der Weinbacher. Die Weinbacher trafen sich zum großen Mafia-Geländespiel.
Die Bewohner des kleinen Ortes Asbach an der Hessisch-Thüringer Grenze staunten nicht schlecht als wir durch ihr Dorf zogen. Das muss ein uriges Bild abgegeben haben, ein knappes Dutzend jugendliche Wandervögel in Mafiosi Verkleidung, mit Jacketts, Hüten, Krawatten und Lederhosen.
Die ehrenwerten Herren der Familie Corleonese sind auf dem Weg zu einem toten Briefkasten. Dort hoffen wir alle nötigen Informationen und Karten für unsere geplante Aktion zu finden. Ein unterbezahlter Kasseler Kriminalbeamter hat nämlich gegen etwas Gehaltsaufbesserung über die streng geheimen Pläne der Polizei geplaudert, die eine große Drogenküche der Russenmafia ausgehoben haben und nun in mehreren Transporten alles aus dem Wald schaffen wollen.
Im Dachgebälk einer Schutzhütte finden wir schließlich den großen Umschlag. Nachdem wir die Karten ausführlich studiert haben, machen wir uns auf den Weg zum sogenannten „Blauen Weg“. Dort soll um 12.00 Uhr der erste Transport entlangkommen.
Alle unsere in Deutschland tätigen Cosa Nostra-Familien haben die gleichen Informationen bekommen. Wir müssen uns also nicht nur auf die Auseinandersetzung mit der Polizeieskorte einstellen, sondern auch auf Konkurrenz. Unser geliebter Pate in Italien will mal wieder wissen, wer die Besten sind.
Der Wald ist ziemlich unübersichtlich und das Gelände teilweise steil. Wir müssen lange suchen und laufen und kommen deshalb leider zu spät. Der von zehn Carabinieri begleitete Bollerwagen ist schon leer. Da waren andere wohl schneller!
So schnell wie wir auf dem Weg aufgetaucht sind, so schnell verschwinden wir auch wieder im Unterholz. „Mist der Transport ist uns durch die Lappen gegangen, was machen wir nun?“
Wir setzen uns im Kreis zusammen und beraten. Die nächste Polizeiaktion soll in einer guten Stunde starten, wir haben also etwas Zeit.
„Wir könnten eine Straßensperre bauen“, schlage ich vor, „dort wo der Weg kurvig und recht steil den Berg hinab führt.“ Wir stimmen kurz darüber ab und machen uns dann sogleich an die Arbeit. In einem Hohlweg direkt hinter einer Kurve erreichten wir aus dicken Ästen und kleinen Stämmen eine Barrikade. Am Ende ist sie rund 1,5 Meter hoch und sehr stabil. Wegen des tief eingeschnittenen Hohlwegs gibt es nun keine Möglichkeit mehr, den Bollerwagen links oder rechts vorbeizulenken, der einzige Fluchtweg der Carabinieri ist umzukehren und den Wagen wieder steil bergauf zu ziehen. Doch dort sitzen wir im dichten Gebüsch und wollen ihnen dann den Weg abschneiden.
Von Ferne hören wir die Sirene, der Transport ist im Anmarsch, höchste Zeit, uns zu verstecken.
Kaum ist der Wagen vorbei, springen wir aus dem Gebüsch und treiben die Eskorte vor uns her. Die Polizisten versuchen zu rennen, doch hinter der nächsten Kurve wartet die unüberwindbare Barriere. Dort gibt es ein großes Gerangel. Wir Älteren stürzen uns auf die Carabinieri, während die Jüngsten versuchen Drogenpäckchen (je 500g körniges Pulver, verpackt in Klarsichtbeutel) zu schnappen. Der Plan gelingt, mehrere Jüngere laufen mit Beute sofort wieder in Wald zurück. Der Überfall ist gelungen, doch wir müssen sorgsam sein und uns vor den anderen Familien in Acht nehmen, von denen einige inzwischen auch hier an unserer Straßensperre aufgetaucht sind und tüchtig mitmischen.
Auch beim nächsten Transport können wir Beute machen und müssen dann den Chemiker finden, der nur kurz am Spätnachmittag vorbeikommen will und eine erste Begutachtung der Qualität vornehmen kann. Denn ordentlich bewertet gibt es am Ende beim Abliefern mehr Punkte. Allerdings machen sich alle Familien daran den Chemiker aufzusuchen, wir müssen also gut aufpassen und trickreich vorgehen, um unsere Päckchen nicht an andere zu verlieren.
Am späten Abend im Dunkeln müssen wir noch einmal weit zu einem konspirativen Treffen mit unserem italienischen Verbindungsmann laufen. Wir treffen ihm mit anderen älteren Familienmitgliedern an einem Aussichtspunkt an einer Felswand. Die Herren trinken Rotwein und rauchen Zigarren. Alle Familien haben Boten geschickt. Wir berichten über unsere Erfolge und bekommen Informationen für den Sonntag. Denn auch da soll es weitere Transporte geben und am Nachmittag kommt ein Neffe des Paten extra aus Süditalien um alles einzusammeln.
Gerade der Weg zum Übergabetreffpunkt ist nocheinmal eine große Herausforderung, denn für alle ist das ja eine gute Gelegenheit den eigenen Besitz zu vergrößern.
Uns gelingt es schließlich, uns erfolgreich an den lauernden gegnerischen Familien vorbeizumogeln und insgesamt sieben Päckchen abzugeben.
Am Nachmittag ziehen wir dann von unserem versteckten Kohtenplatz an einem Bach mitten im Wald auf den großen gemeinsamen Lagerplatz um. Dort steht schon die Jurte und einige Kohten. Auch alle anderen ehrenwerte „Familien“ / Horten trudeln nun ein. Am Abend legen alle Gruppen weiße Tischdecken nebeneinander, so das auf der Wiese eine lange Tafel entsteht, an der wir alle, noch immer in Verkleidung, nun gemeinsam italienisch essen.
Nachdem wir unser Risotto zu Ende geschlemmt haben, tritt der Oberpate hinzu und verkündet die Gewinner.
Unsere Hann. Mündener „Familie“ Corleonese ist auf dem dritten Platz gelandet.
Wer weiß, vielleicht steigern wir uns beim nächsten Geländespiel, der zweite oder gar erste Platz scheint erreichbar.
Nach dem nächtlichen Bundesfeuer lassen wir den Abend und das tolle Geländespiel mit einer entspannten Singerunde in der Jurte ausklingen.
Das Spiel klingt ja legendär, gibt es iwie die Möglichkeit an eine Spielanleitung bzw. das Drehbuch zu gelangen. Das wäre ein Traum.
Da gibt es sogar ein ganzes Buch zu mit vielen weiteren Geländespielideen. http://www.wwv-web.net/publikationen „Drauf und dran“