Sound of Heimat – Ein Filmtipp
„Wie klingt Deutschland?“ und „Gibt es deutsche Heimatmusik abseits des Musikantenstadls?“ Mit diesen und anderen Fragen machte sich der neuseeländische Musiker Hayden Chisholm auf eine Reise durch Deutschland. Was dabei rausgekommen ist läuft ab Morgen in deutschen Kinos. Sound of Heimat ist ein 90 minütiger Spielfilm, der der deutschen Volksmusik auf den Grund zu gehen versucht.
Das Interessante an Sound of Heimat ist, dass Hayden Chisholm kein Deutscher ist. So macht er sich mit unverstelltem Blick auf die Reise, im Gepäck vor allem seine eigene Erfahrung als Saxophonist und die Eindrücke, die er auf Reisen in anderen Ländern gewonnen hat. So dauert es auch nicht lange, bis er direkt auf das stößt was die Beschäftigung mit Volksmusik in Deutschland so speziell macht.
„Dieselben Menschen, die feuchte Augen bekommen, wenn ein alter Indio zum tausendsten Male ‚El Cóndor Pasa’ inseine Panflöte bläst, kriegen Pickel, wenn man sie auf die Melodien ihrer Heimat anspricht.“ resümiert er treffend.
Auf der Suche nach dem „Warum?“ reißt er vom „Singenden Holunder“ in Köln über das Allgäu bis nach Sachsen. Unterwegs trifft er nicht nur die bündisch angehauchten Sänger im Rheinland oder jodelnde Wanderer, sondern immer wieder auch Menschen, die aktiv versuchen dem Volkslied in Deutschland ein neues Gewand zu geben. Egal ob in Form von Hip Hop Beats wie bei der kölner Gruppe Bam Bam Babylon Bajasch oder modern umgedeutet als Volxmusik mit X. Das macht Hoffnung. Volkslieder sind nicht tot und, was vielleicht noch wichtiger ist, auch keine Museumsstücke. Sie entwickeln sich weiter und können durch aus in modernem Gewand erscheinen. Dazu gibt es auch abseits von „Sound of Heimat“ gute Beispiele.
Besonders eindrücklich wird der Film aber, wenn er einem der Gründe für das gestörte Verhältnis der Deutschen mit ihren Volksliedern am nächsten kommt. In der Gedenkstätte des ehemaligen KZ Buchenwald trifft Hayden Chisholm auf einen ehemaligen Insassen. Er berichtet, wie die Nazis Volkslieder für ihre ganz eigenen Zwecke missbrauchten und wie die Inhaftierten „Alle Vöglein sind schon da“ anstimmen mussten, wenn ein entflohener Häftling zurück ins Lager gebracht wurde.
Trotzdem, oder gerade deshalb erst recht: Der Film macht Lust auch die alten, längst einestaubten Liederschinken wieder hervor zu holen. Vielleicht ist er ja auch ein guter Anlass sich in der Gruppe mit dem bündischen Beitrag zum deutschen Volkslied zu beschäftigen.
Der Film startet morgen, am 27. September in ausgewählten Kinos in Deutschland. Leider viel zu wenige, aber vielleicht schafft er es in den nächsten Wochen ja auch noch in eure Stadt. Eine Übersicht der Kinos in denen der Film ab Morgen zu sehen ist findet ihr hier.
Die offizielle Website des Films, http://www.soundofheimat.de/ bietet übrigens neben den üblichen Infos zum Film selbst auch umfangreiches Material zum Thema Volksmusik in Deutschland. Schaut mal in den Abschnitt „Pressematerial„. Und keine Angst: Auf Marianne, Michael und Herrn Silbereisen trefft ihr dort nicht.
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