Getaggt mit: Meissner

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Meißner Nachlese – Neues entdecken

In der Reihe Meißner Nachlese veröffentlichen wir persönliche Eindrücke, die unsere Redaktion auf dem Meißner 2013 gesammelt haben.
Heute schildert Ebba ihre Eindrücke als Teilnehmerin und Helferin.

Was für ein Abenteuer liegt hinter mir. Selbst ein paar Tage nach dem Großereignis des Jahres, das alle meine Erwartungen erfüllt und übertroffen hat, befinde ich mich immer noch bündisches Liedgut pfeifend und singend in einem Schwebezustand.

Ich war vom 23. September bis zum 9. Oktober als Helferin und Teilnehmerin auf dem Meißner – eine bereichernde, aber auch anstrengende Kombination. Sozusagen auf dem Lager und im Lager auf dem Lager, denn das Orga-Helfer-Lager bildete eine Welt und Einheit für sich. Vom Orga-Helfer-Lager aus konnte man über Tage hinweg sehen, wie der Hang schwärzer und schwärzer wurde und die Zeltstadt immer weiter wuchs. Die Vorfreude des Vorbereitungsteams stieg.

Für mich stand fest: Es kann nur gut werden! Und so kam es dann auch. Es gab nicht nur handwerkliche Begegnungen mit Schmiedekunst, Steinmetzarbeiten, Meißnerhalstuchknoten, Affenreparaturen und Spleißen und Takeln, sondern auch gesellschaftsrelevante Themen, wie Grundeinkommen und Nachhaltigkeit wurden ausdiskutiert. Ebenso wurden die einzelnen Bestandteile der Meißnerformel inhaltlich auseinandergenommen und aktualisiert oder man tauchte in die Ausstellung „Wanderer zwischen den Welten“ ein, um kurz das Weltgetöse hinter sich lassen zu können.

Die auf dem Lager verteilten Tabubruchkisten und ihre Exhibitionists machten das Thema Grenzüberschreitungen und sexuellen Missbrauch nicht nur zu einem Thema für Erwachsene. Pimpfe diskutieren über einzelne Sätze, wie „Du Mädchen!“, „Hab Dich nicht so.“ etc. Es blieb für mich auf dem Meißnerlager nicht bei einem inhaltslosen, wirren, bunten, netten Beisammensein mit anderen Bünden! Vielmehr hatte ich den Eindruck, dass ich mit Kopf, Herz und Hand voll dabei sein konnte, jederzeit wenn ich es denn möchte und mich auch traute aus meinem eigenen Forum herauszutreten, die Grenze zu überschreiten, Neues zu entdecken.

Obwohl das Orga-Team und auch einige Helfer selbst sehr wenig vom Programm auf dem Lager, den tollen Singerunden und dem überbündischen Klassentreffen mitbekommen konnten, war die Stimmung im „Lager im Lager“ über die Maßen gut. Die Aufgaben schweißten die Gruppen zusammen und die viele Lagerpost voll des Lobes und Dankes, freundlicherweise überbracht durch Nordlicht, ließ jedes Arbeitstierchen und -helferchen noch mal zu Höchstform auflaufen. Vielen Dank dafür Lager!

Und so wie Lieder nachts pfeifend von Straßenlaterne zu Straßenlaterne, Wegkreuzung zu Wegkreuzung, von Forum zu Forum, von eindrucksvollen Jurtenbau zu noch eindrucksvolleren Jurtenbau weitergegeben wurden und sich wie ein Spinnennetz ausbreiteten, hoffe ich, dass es nicht bei einer kurzen Begegnung zwischen unseren verschiedenen bündischen Welten bleibt, sondern wir uns im klaren darüber sind, dass wir dasselbe Lied pfeifen.

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Meißner Nachlese – Eine inhaltslose Spaßveranstaltung

In der Reihe Meißner Nachlese veröffentlichen wir persönliche Eindrücke, die unsere Redaktion auf dem Meißner 2013 gesammelt hat.
Annika war mit dem Forum Mitte auf dem Lager. Ihr Eindruck von Meißner 2013 ist eher kritisch, ihr fehlte es an Inhalten.

„100 Jahre freideutscher Jugendtag“ klingt ziemlich bedeutungsvoll. Mein eigener Eindruck dieses Spektakels bestätigt jedoch das Gegenteil. Vor 100 Jahren ging es der Jugend selbst noch darum Freiräume zu schaffen. Die Meißnerformel ist Ausdruck dessen. Was hundert Jahre später davon übrig geblieben ist, hat das Lager gezeigt: so gut wie nichts. Was stattgefunden hat, war ein (größtenteils) geistig inhaltsloses Treffen, oder eher eine „Party“ auf der die Jugend bespaßt wurde; ein Lager, das der Jugendpflege erschreckend nahe kam. 
Tag für Tag ein Überangebot an bespaßenden Aktionen, denen man eigentlich nur völlig überfordert und wie einem überfüllten Warenlager gegenüberstehen konnte.

Für Phantasie und Spontanität war da nur wenig Platz.

Sicherlich gab es einige wenige Bünde und Ansätze in Gesprächsrunden, die das Lager mit intellektuellem und geistigem Anspruch füllten und meinem Eindruck nach auch im Bundesleben leben, das war aber leider ein verschwindend geringer Teil.

Was aber dort anzutreffen war, war ein Abklatsch der Masse, die sich an jegliche gesellschaftliche Ausrichtung hält und nicht das Selbstbewusstsein hat andere Impulse nach außen zu tragen und ein wirklich selbstbestimmtes Leben zu führen. Es ging um Spaß und Bespaßung.

Die teilweise finanzielle Unterstützung vom Staat (z.B. Heft der Bünde), vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, zeigt zudem wie abhängig man sich gemacht hat. Was hat das noch mit FREIdeutscher Jugend zu tun?

Dass man sich vorher wohl wenig Gedanken gemacht hat, zu welchen Anlass, außer zu einem Jubiläum, man heute eigentlich zusammenkommt, war wohl mit eines der Hauptprobleme, weshalb man zu nichts gekommen ist und für mich von diesem Treffen nichts bleibt. Das spiegelt sich auch in der „neuen“ Meißnerformel wieder: Sie weist keine neuen Wege, sie zählt lediglich ein paar Missstände auf und ergießt sich in Phrasen, die nichts Neues hervorbringen. 
Ist die neue Formel außerdem ein Produkt der Jugend, oder waren hier nur wieder ältere Herrschaften am Werk? Hat sie sich selbst Gedanken über eine neue Formel gemacht, oder nur das angenommen, was die ältere Generation für sie schon vorgekaut hat?

Auch auffallend: den Festakt gestalteten vorwiegend ältere Redner, bis auf einen Jugendlichen, die im Wesentlichen über die Vergangenheit oder Belangloses geredet haben. Das lässt wohl offenkundig werden, dass niemand so genau wusste, was eigentlich gewollt wird. Oder wollte auch wirklich niemand etwas, wollten alle nur ein Jubiläum feiern?

Freiräume für die Jugend zu schaffen, könnte heute noch genauso gelten. Wenn auch vor einem ganz anderen gesellschaftlichen Kontext, dem man sich zuwenden müsste. Gesellschaftliche Gleichmacherei und allgemeines mutmaßliches Dummhalten wären beispielsweise Themen gewesen, gegen die man sich hätte stellen können. Stattdessen wird schon im Vorfeld lieber darüber diskutiert, wie es heute nun mal so üblich ist und damit auch alles gesellschaftlich konform läuft, welche Bünde denn überhaupt teilnehmen dürfen oder wer draußen bleiben muss, statt sich auch mit „andersartigem“ auseinanderzusetzen. Dass man dazu schon nicht mehr in der Lage ist, zeigt doch nur wie „mainstreamkonform“die Jugend heute im Gegensatz zu damals ist.

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Meißner Nachlese – Wanderer zwischen den Welten

In der Reihe Meißner Nachlese veröffentlichen wir persönliche Eindrücke, die unsere Redaktion auf dem Meißner 2013 gesammelt haben.
Heute schildert Chrissi ihre Eindrücke vom Lager, das bei ihr in mehrfacher Hinsicht das Gefühl gab ein „Wanderer zwischen den Welten“ zu sein.

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Eigentlich bin ich nur wegen eines Konzertes auf das Meißner-Lager gefahren, ich sollte nämlich mit „Bündchen“ im Musischen Zentrum auftreten. Wenn das nicht gewesen wäre, wäre ich wohl nicht hingefahren. Viel zu viel um die Ohren: Mann, Kind, und dann bin ich ja hauptberuflich Pfadfinderin und ohnehin ständig unterwegs, so dass die Familie ohnehin dauernd motzt. Die Problemchen eben, die man als „alter Sack“ mit ganz schön viel Leben daneben so hat.

Sechs Tage nur mal zum Spaß weg, das wäre normalerweise gar nicht in die Tüte gekommen. So aber: das Konzert, und ich fahre.

Im Rückblick: Gottseidank.

Im Meißnerlager trafen sich zum ersten Mal all meine bündischen Welten, und ich wanderte sowohl verwundert wie fröhlich durch meine eigene bündische Biografie.

Ich bin mit dem BdP Berlin-Brandenburg (meinen Arbeitgeber) hingefahren, aber das – zur völligen Verwunderung des ein oder anderen kleinen Kindes – als VCPerin in grau. Eigentlich hatte ich mir ja mal geschworen, Beruf und Ehrenamt nicht zu vermischen, aber diesmal ging das gründlich in die Hose. Denn wer hat, obwohl eigentlich im Urlaub, das Essen für den BdP BBB organisiert? Zelte organisiert? Einladungen geschrieben? Den BdP angemeldet usw.? Ja, klar, dann doch ich. Egal. War ja auch Selbstzweck, so wusste ich wenigstens, dass jemand Verlässliches sich um mein Futter und meinen Schlafplatz gekümmert hat. weiterlesen…

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Meißner hautnah – Till

Meißner hautnah ist eine Interviewreihe in der wir Menschen zu Wort kommen lassen die auf unterschiedliche Art und Weise mit dem 100-jährigen Jubiläum des Freideutschen Jugendtags auf dem Hohen Meißner in Verbindung stehen. Meißner hautnah soll einen Blick hinter die Kulissen ermöglichen und persönliche Geschichten festhalten, ganz nah dran und so vielfältig wie die Menschen und ihre Bünde.

Im zweiten Teil erscheint heute ein Interview mit Till, der zusammen mit anderen aus dem Gau Alt-Burgund (VCP) das musische Zentrum vorbereitet.

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Till ist einer den man in Singerunden meistens mitten drin findet. Mit Gitarre versteht sich, wollbraune Weste über der grauen Kluft und dunkelblaues Barett auf dem Kopf. Stillsitzen scheint es bei Till nicht zu geben. Er ist immer in Bewegung, immer irgendwas am machen.

Seit etwa zwei Jahren kümmert er sich zusammen mit Almut und anderen aus dem VCP Gau Alt-Burgund sowie Freunden aus den Bünden um das Musische Zentrum. Wir nutzen die Platzbesichtung während der letzten Bundesführerversammlung um uns ein paar Minuten Zeit zu nehmen. Wir sitzen auf der Sommerwiese die in wenige Wochen später Lagerplatz sein wird. Um uns herum schwirren Bienen. Andere Meißnerplaner schreiten das Gelände ab und interessieren sich dafür ob hier noch Platz für’s Westforum sein wird, oder ob das schon Forum Mitte ist.

So nah dran am Ort des Geschehens wirkt alles doch wieder weit weg. Ich frage Till wie seine Meißnergeschichte begonnen hat. weiterlesen…

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Meißner hautnah – franca

Meißner hautnah ist eine Interviewreihe in der wir Menschen zu Wort kommen lassen die auf unterschiedliche Art und Weise mit dem 100-jährigen Jubiläum des Freideutschen Jugendtags auf dem Hohen Meißner in Verbindung stehen. Meißner hautnah soll einen Blick hinter die Kulissen ermöglichen und persönliche Geschichten festhalten, ganz nah dran und so vielfältig wie die Menschen und ihre Bünde.

Im ersten Teil erscheint heute ein Interview mit franca, die als Mitglied des Koordinationskreises in den vergangenen fünf Jahren die Vorbereitungstreffen zur Organisation des Meißner-Lagers 2013 moderiert hat.

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Ich kenne franca seit bestimmt sechs oder sieben Jahren. Unsere erste Begegnung muss irgendwann bei einem Treffen zur Vorbereitung auf den Kirchentag gewesen sein als wir uns, rein zufällig, ein Zimmer in einer kölner Jugendherberge teilten. Das war für lange Zeit alles. Seit zwei Jahren treffen wir uns regelmäßig zur Singerunde in einer kölner Kneipe, oder zum Kicken im Park. Da war franca schon für mich unter anderem die, die beim Meißner mit organisiert und natürlich ist Meißner 2013 häufig ein Thema am Rande unserer Gespräche. Eines von diesen Themen die immer wieder im Raum schweben, die man als selbstverständlich hinnimmt, aber über die man aber nie so richtig spricht.

Zeit also das zu ändern. Ich will wissen wie es eigentlich dazu gekommen ist, dass franca in der Vorbereitung des Meißner 2013 eine tragende Rolle spielt. Wie sie mit all den Diskussionen im Vorfeld des Meißnerjubiläums klar gekommen ist und was 100 Jahre Freideutscher Jugendtag für sie persönlich bedeuten. weiterlesen…

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