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Wie man sich zum Affen macht und sich einen Bären aufbindet – Eine Polemik zum bündischen Rucksack

Foto: Katze

Frühling lässt sein blaues Band wieder flattern – und wenn der Frühling kommt, ist es bekanntlich Zeit, sich in die ledernen Hosen zu stopfen (was aber kaum noch einer tut, seit die Zimmermannshosen in der Szene in Mode sind) und den Affen aus dem Schrank zu kramen (für die Uneingeweihten: das ist ein i.d.R.  fellbespannter Armeetornister, der sich in der bündischen Szene immer noch einiger Beliebtheit erfreut).

Aber ganz ehrlich: Den Affen aus dem Schrank zu graben? Ist das klug?

Wie man sich zum Affen macht, oder: Schmerz ist unsere Ästhetik

Aus der Sicht der Trekking-Fachverkäuferin lautet die klare Antwort: Nö. In punkto Ergonomie und Tragekomfort spricht nun wirklich nichts für den Affen, und wer das Gegenteil behauptet, hat noch nie einen ordentlichen Trekkingrucksack von einem Profi auf seinen Rücken angepasst bekommen. Affen belasten beim Tragen ausschließlich die Schultern, und können damit bei Heranwachsenden sogar Haltungsschäden verursachen, genau so wie zu schwere Schulranzen das können. Für den Affen gilt ganz klar: „Schmerz ist unsere Ästhetik!“

Auch das Material des Affen lässt aus funktioneller Sicht Einiges zu Wünschen übrig: Fell, Lederriemen und Holzgestell sorgen für ein hohes Eigengewicht des Tornisters. Ein gut erhaltenes Fell ist zwar stark wasserabweisend. Aber es wird immer schwieriger, einen Affen zu finden, bei dem Fell und Leder noch in Ordnung sind. Kein Wunder, kamen die Dinger doch kurz nach dem zweiten Weltkrieg aus der Mode und wurden nur noch in der Schweiz ein paar Jahre länger produziert. Doch auch die letzten Schweizer Affen haben jetzt ein halbes Jahrhundert auf dem Buckel – und Leder und Fell haben eben nur eine gewisse Halbwertszeit. Die Zeit der Affen neigt sich ihrem Ende zu. Trotzdem gibt es immer noch Menschen, die stur an ihm festhalten. Warum bloß? weiterlesen…

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