In der Reihe Meißner Nachlese veröffentlichen wir persönliche Eindrücke, die unsere Redaktion auf dem Meißner 2013 gesammelt hat.
Annika war mit dem Forum Mitte auf dem Lager. Ihr Eindruck von Meißner 2013 ist eher kritisch, ihr fehlte es an Inhalten.
„100 Jahre freideutscher Jugendtag“ klingt ziemlich bedeutungsvoll. Mein eigener Eindruck dieses Spektakels bestätigt jedoch das Gegenteil. Vor 100 Jahren ging es der Jugend selbst noch darum Freiräume zu schaffen. Die Meißnerformel ist Ausdruck dessen. Was hundert Jahre später davon übrig geblieben ist, hat das Lager gezeigt: so gut wie nichts. Was stattgefunden hat, war ein (größtenteils) geistig inhaltsloses Treffen, oder eher eine „Party“ auf der die Jugend bespaßt wurde; ein Lager, das der Jugendpflege erschreckend nahe kam.
Tag für Tag ein Überangebot an bespaßenden Aktionen, denen man eigentlich nur völlig überfordert und wie einem überfüllten Warenlager gegenüberstehen konnte.
Für Phantasie und Spontanität war da nur wenig Platz.
Sicherlich gab es einige wenige Bünde und Ansätze in Gesprächsrunden, die das Lager mit intellektuellem und geistigem Anspruch füllten und meinem Eindruck nach auch im Bundesleben leben, das war aber leider ein verschwindend geringer Teil.
Was aber dort anzutreffen war, war ein Abklatsch der Masse, die sich an jegliche gesellschaftliche Ausrichtung hält und nicht das Selbstbewusstsein hat andere Impulse nach außen zu tragen und ein wirklich selbstbestimmtes Leben zu führen. Es ging um Spaß und Bespaßung.
Die teilweise finanzielle Unterstützung vom Staat (z.B. Heft der Bünde), vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, zeigt zudem wie abhängig man sich gemacht hat. Was hat das noch mit FREIdeutscher Jugend zu tun?
Dass man sich vorher wohl wenig Gedanken gemacht hat, zu welchen Anlass, außer zu einem Jubiläum, man heute eigentlich zusammenkommt, war wohl mit eines der Hauptprobleme, weshalb man zu nichts gekommen ist und für mich von diesem Treffen nichts bleibt. Das spiegelt sich auch in der „neuen“ Meißnerformel wieder: Sie weist keine neuen Wege, sie zählt lediglich ein paar Missstände auf und ergießt sich in Phrasen, die nichts Neues hervorbringen.
Ist die neue Formel außerdem ein Produkt der Jugend, oder waren hier nur wieder ältere Herrschaften am Werk? Hat sie sich selbst Gedanken über eine neue Formel gemacht, oder nur das angenommen, was die ältere Generation für sie schon vorgekaut hat?
Auch auffallend: den Festakt gestalteten vorwiegend ältere Redner, bis auf einen Jugendlichen, die im Wesentlichen über die Vergangenheit oder Belangloses geredet haben. Das lässt wohl offenkundig werden, dass niemand so genau wusste, was eigentlich gewollt wird. Oder wollte auch wirklich niemand etwas, wollten alle nur ein Jubiläum feiern?
Freiräume für die Jugend zu schaffen, könnte heute noch genauso gelten. Wenn auch vor einem ganz anderen gesellschaftlichen Kontext, dem man sich zuwenden müsste. Gesellschaftliche Gleichmacherei und allgemeines mutmaßliches Dummhalten wären beispielsweise Themen gewesen, gegen die man sich hätte stellen können. Stattdessen wird schon im Vorfeld lieber darüber diskutiert, wie es heute nun mal so üblich ist und damit auch alles gesellschaftlich konform läuft, welche Bünde denn überhaupt teilnehmen dürfen oder wer draußen bleiben muss, statt sich auch mit „andersartigem“ auseinanderzusetzen. Dass man dazu schon nicht mehr in der Lage ist, zeigt doch nur wie „mainstreamkonform“die Jugend heute im Gegensatz zu damals ist.