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Wat mutt, dat mutt… un nu mutt dat numal: 100 Kilometer in 24 Stunden

Häufig sind diese Läufe heuzutage mit einer Spendenaktion verbunden, bei der man sich von einem Sponsor für jeden gelaufenen Kilometer einen bestimmten Betrag für einen vom Vorbereitungskreis ausgewählten guten Zweck auszahlen lässt.

Doch worin liegt, neben dem guten Zweck, der Reiz darin und wie fühlt es sich an, 24 Stunden nur mit den eigenen Füßen zu verbringen? Um das herauszufinden, habe ich ein kurzes Interview mit nia und jio aus meinem Stamm geführt, die im Sommer 2012 das erste Mal am Afklabastern einem 100-Kilometermarsch des Hamburger VCP, teilgenommen haben. Und wer weiß, vielleicht werde ich es doch eines Tages ausprobieren…

Was hat euch daran gereizt, beim Afklastern mitzulaufen?

nia: „Der Kick Afklabastern zu laufen, war zum größten Teil seine eigenen Grenzen auszutesten. Dazu kam noch, dass das Ziel so gut wie unmöglich schien und man sich dadurch selber etwas beweisen konnte.“

jio: „Ich finde die Aktion sehr beispielhaft. Anderen Menschen mit einer körperlichen Aktion zu helfen und damit noch andere Organisationen und Firmen mit ein zu spannen indem sie spenden hat mich überzeugt. Außerdem wollte auch ich meine körperlichen Grenzen kennenlernen.“

Worüber habt ihr euch vorher am meisten Gedanken gemacht?

jio: „Da wir mitten in der Nacht gestartet sind machte ich mir Sorgen um meine Fitness und ob ich genug Schlaf bekommen würde. Einen Sponsor zu finden war für mich ein Problem, da ich bis zum letzten Augenblick nicht wusste ob ich nun „offiziell“ mit dabei bin. Das nächste Mal werde ich mich viel früher anmelden und dann versuchen, einen guten und spendablen Sponsor zu finden.“

nia: „Die größten Sorgen hatte ich bei dem Gedanken, ob ich körperlich überhaupt fit genug bin, um den Lauf nur ansatzweise zu packen. Die meisten Gedanken gingen aber für die Planung mit dem ganzen Essen der einzelnen Posten und Ausrüstung drauf.“

 

Bereits nachts geht es los…

 

Wie hast du dich gefühlt nach…

…10 Km?

nia: „Es war gegen fünf Uhr morgens und die Sonne ging gerade auf. Wir waren immer noch nicht am ersten Posten angekommen und das Ziel schien so endlos weit weg. Aber die Motivation war immer noch da, also ging es weiter.“

…20 Km?

jio: „Langsam aber sicher wurde ich extrem müde. Mittlerweile war uns aufgefallen, dass die Zeit langsam knapp werden könnte.“

…30 Km?

jio: „Jetzt fingen die ersten Schmerzen in den Beinen und Füssen an. Die Müdigkeit war überwunden.

nia: „Nach Posten 2 wurde uns versprochen, dass die nächsten Strecken flacher verlaufen werden. Deshalb gingen wir mit einen viel besserem Gefühl und inzwischen bei mir schon schmerzenden Füßen weiter in Richtung Ziel. Dabei war ich noch fest entschlossen, dass wir das alles reißen könnten“

40 Km?

jio: „Schmerzen! Wenn ich daran dachte, dass ich dasselbe mindestens noch einmal gehen musste, begann ich mich zu fragen, ob ich das Ganze schaffen würde.“

nia: „Man hat immer noch eine gewisse Motivation, aber langsam überwiegen die Schmerzen und man überlegt sich schon, wie das alles so weitergehen soll. Aber uns war klar, dass wir mindestens noch bis zum Bargkamp laufen wollten, damit wir uns dort in der Seeve kühlen konnten.“

kurz vor der  50-Kilometer-Marke am Bargkamp?

nia: „Um Kilometermarke 46 waren wir alle ziemlich am Ende und es ging nur noch schleppend weiter. Dieser endlos lange Feldweg hat uns ziemlich die Motivation genommen und wir wurden immer mutloser. Dadurch haben wir dann beschlossen gemeinsam aufzuhören.“

Ab wann man an den Punkt kommt an dem es eigentlich nicht mehr weiter geht?

nia: „Für mich persönlich waren die größten Überwindungen immer an den Posten. Wenn man sich hingesetzt, etwas ausgeruht, gegessen und getrunken hatte, fiel es immer wieder aufs Neue schwer mir zu sagen, dass ich aufstehen und weiterlaufen muss.“

 jio: „Wenn die Schmerzen anfangen – der Kopf will weiter aber der Körper macht schlapp.“

 

Nur du und deine eigenen Füße.

 

Wie habt ihr euch motiviert?

jio: „Durch die Unterhaltungen mit nia. Wir haben uns gegenseitig Mut gemacht, uns nett unterhalten und versucht nicht an die Schmerzen zu denken.“

nia: „Mir war klar, dass es da nicht viel zu diskutieren gab. Ich hab mir einfach gesagt, dass ich auf jeden Fall weitergehe. Damit war der Gedanke, wenn ich erst einmal aufgestanden war, verflogen.“

Wie krass waren die Schmerzen am Tag danach?

nia: „Direkt nach dem Lauf hielten sich die Schmerzen noch sehr in Grenzen. Und auch am nächsten Morgen beim gemeinsamen Frühstück war es auszuhalten.
Richtig schlimm wurde es erst nach zwei oder drei Tagen. Da war der Muskelkater im Bein ausgereift und dauerte auch noch ein paar Tage an
.“

Was würdet ihr für so eine Aktion anderen raten?

nia: „Unterschätzt diese ganzen Kilometer nicht und bereitet euch gut darauf vor. Euch sollte bewusst sein, worauf ihr euch eingelassen habt!“

jio: „Es zu machen! Vorher zu trainieren, wenn man untrainiert ist. Spaß an der Sache zu haben und es zu versuchen. Auf gar keinen Fall die 100 Kilometer zu erzwingen. Solange es geht sollte man weiterlaufen und die Person mit der man läuft motivieren und selbst motiviert sein.“

Würdet ihr es wieder machen?

nia: „Wenn ich nächstes Jahr die nötige Zeit habe, werde ich auf jeden Fall wieder mitlaufen.
Natürlich probiere ich dann weiter zu kommen, als bis zum Bargkamp, um mir selber zu zeigen, dass ich mich verbessern kann.

jio: „Ja, würde ich. Ich möchte helfen dieses Projekt am Leben zu halten und meine Stärken beim zweiten Versuch ausbauen.“

 

Ein T-Shirt wartet auf alle, die die 100 Kilometer schaffen.

Ein T-Shirt wartet auf alle, die die 100 Kilometer schaffen.

 

Wer jetzt Lust bekommen hat, es auch einmal zu versuchen, hat die Qual der Wahl:

Afklabastern (organisiert vom VCP Hamburg)

Ironscout (organisiert vom DPSG Stamm Marktredwitz)

Klotzmarsch (organisiert vom Wandervogelhof Reinstorf)

Lauf der Verrückten (organisiert von der Heliand-Pfadfinderschaft)

Von:

stammt aus dem VCP Hamburg. Hier ist sie im Stamm St. Rafael aufgewachsen und gründete 2008 den Stamm Astrid Lindgren, in dem sie bis heute aktiv ist. upsi hat schon diverses im Stamm und in verschiedenen Projekten im VCP gemacht und treibt sich gerne auf überbündischen Veranstaltungen herum. Sie schreibt zu allem, was sie gerade umtreibt, für schwarzzeltvolk.de.

Ein Kommentar zu Wat mutt, dat mutt… un nu mutt dat numal: 100 Kilometer in 24 Stunden

  • das muss wohl schon ein paar Momente her sein :-) Zu meiner Pfadizeit hatten wir zu Dritt einen solchen Lauf geplant, vorbereitet und auch durchgeführt. Das sind 24 Stunden, an die ich mich auch noch heute gut erinnere. Bis km 40 ging alles gut und die waren auch in etwa 6 Stunden gelaufen. Mit den Pausen fingen dann aber die Schmerzen an. km 60 ging noch, bei 80 fingen dann die Schwierigkeiten an. Und bei 90 war die Luft raus. Wir haben dann erstmal etwas geschlafen und uns danach aufgerafft, den Rest zu laufen. Nach 22 Stunden waren wir bei km 100 angelangt.
    Das war eine spannende Erfahrung, aber wir haben dies dennoch nie mehr wiederholt… :-)

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