14

03

„Wir bieten einen Raum für eine unbefangene Begegnung“ – ein Interview mit dem Vorbereitungskreis des Exilberäunertreffens

Auf dem HaSiWe hat man nicht nur die Gelegenheit Freunde wiederzutreffen, neue Lieder kennenzulernen und einfach eine große Portion Spaß zu haben, sondern kann auch den Vorbereitungskreis (VK) des Exilberäuners zu einem Interview treffen. So saßen nun am Samstagmorgen nach einer kurzen Nacht vor dem Singewettstreit Karo, Jan, Hagen, Bene und Ebba zusammen.

Informationen zum Vorbereitungskreis findet ihr hier.

Foto: schnipsel

Ebba mit dem Vorbereitungskreis beim Interview. Foto: schnipsel

Schwarzzeltvolk: Wie habt ihr euch als Vorbereitungsgruppe gefunden? Kennt ihr euch schon länger?

Vorbereitungskreis: Nach der Entscheidung der Burg das bündische Leben und die Veranstaltungen für ein Jahr von der Burg fernzuhalten gab es relativ schnell eine Gruppe von Bündischen, die überlegte das Beräuner stattfinden zu lassen. Anders natürlich. Nämlich im Exil. Übrig geblieben sind wir 4. Wir haben zum Teil schon länger beim Beräuner mitgeholfen, ob nun als Liederhefthersteller oder Bardame. Und wir fühlen uns der Burg zum Teil seit Jahren verbunden.

Beim HaSiWe gab es im Vorfeld relativ große Probleme genügend Teilnehmer zu finden. Wie sieht das bei euch aus? Habt ihr schon genug Anmeldungen? Ist es wirklich nötig noch einen weiteren Singewettstreit durchzuführen, obwohl es schon so viele gibt?

Wir haben schon einige Sänger, aber man freut sich natürlich immer über noch mehr. Wir können auf jeden Fall sagen, dass es stattfinden kann. Das Beräuner ist vom Flair her ganz anders als der HaSiWe. Es sind mehr Wandervögel da, er ist viel kleiner und durch die selbstgeschrieben Lieder hat er einen besonderen Charakter, den sonst kein anderer Singewettstreit für uns hat.

Wieso wolltet ihr das Beräunertreffen stattfinden lassen, wenn doch die Veranstaltungen für ein Jahr ausgesetzt werden sollten?

Das Beräuner haben wir immer als einen überbündischen Begegnungsraum erlebt, den wir nicht missen wollten. Es ist für uns damit immer ein ganz besonderer Singewettstreit gewesen. Klein aber fein eben. Das wollten wir uns nicht nehmen lassen. Wir haben auch mit den Verantwortlichen auf der Burg darüber gesprochen, sodass es nicht ein Alleingang von uns war oder die sich vor den Kopf gestoßen gefühlt haben.

Widersprecht ihr damit nicht der Entscheidung der Ludwigstein, die Veranstaltungen ausfallen zu lassen?

Es stimmt zwar, dass die Veranstaltung von der JuBi auf der Burg organisiert wurde. Dennoch waren immer schon Bündische in die Vorbereitung und die Durchführung involviert. Es ist somit aus unserer Sicht das Beräunertreffen der bündischen Jugend und nicht der bündischen Burg. Außerdem besagt der Beschluss der VJL nicht, dass keine Veranstaltungen in der Tradition der Burg stattfinden dürfen, sondern dass die Burg nicht als Veranstaltungsort zu Verfügung steht.

Die Ereignisse um die Diskussion der “kritisierten Bünde” kam ja Schlag auf Schlag. Wie geht ihr mit der Diskussion um, die sich ja auch auf den Beräunertreffen immer wieder hochgeschaukelt hat?

Ja, das stimmt. Wir haben dieses ganze Diskussion mit ans Bein gebunden bekommen. Erst einmal mussten wir uns untereinander einig werden, was schon nicht leicht genug war. Wir haben uns dann dazu entschlossen auf einige kritisierte Bünde zu zugehen, von denen wir vermutet haben, dass sie kommen würden. Es schien uns das Beste zu sein, das Gespräch zu suchen und gemeinsam eine Lösung zu finden. Vereinbart haben wir, dass sie nicht auftreten werden, um nicht noch weiter Öl ins Feuer zu gießen. Aber sie dürfen natürlich zur Feierei vorbeikommen.

Wer sind die “kritisierten Bünde”? Konkret: Wer darf bei euch auftreten und wer nicht?

Konkret geht es um den Freibund, die Deutsche Gildenschaft, den Deutschen Mädelwanderbund und die Fahrenden Gesellen.  Wir haben mehrfach mit Vertretern der besagten Bünde telefoniert, unsere Sorgen und Gedanken mitgeteilt und uns schließlich auf eine rein passive Teilnahme geeinigt.

Dabei ist es uns wichtig nicht von einem „Verbot“ zu sprechen. Wer sind wir, dass wir so etwas entscheiden könnten? Demokraten welcher Art wären wir, Individuen aufgrund ihrer Zugehörigkeit zu Gruppen auszuschließen? Eine Einigung und ein Zugehen auf die Bünde ist eine Frage des Respekts, eines Nicht-über-die-Köpfe-hinweg-Entscheidens, des Dialogs. Dies scheint offensichtlich nicht Usus zu sein; von den Vertretern der entsprechenden Bünde haben wir darum – erschreckenderweise – sehr positive Rückmeldung bekommen, dass wir diesen Weg gehen.

Warum fand man auf der Website www.exilberäuner.de lange keine Infos zum Veranstalter?

Naja wir mussten uns einigen, ob wir das möchten, da man sehr schnell sonst persönlich in der Kritik steht. Und diese Entscheidung will gut überlegt sein.

Was meint ihr mit Kritik? Was habt ihr befürchtet?

Uns wurde zum Beispiel vorgeworfen, mit dem Fest politische Ziele zu verfolgen und das wir die eben genannten Bünde unterstützen wollten oder ihnen ideologisch nahe stünden.

Aber tut ihr nicht genau das? Immerhin veranstaltet ihr, salopp gesagt, eine Party, die in den letzten Jahren den Ruf hatte, sich genau an diese Bünde zu richten.

Was ist so schlimm an den kritisierten Bünden?
Immer wenn wir diese Frage stellen, wird von Kritikerseite nicht geantwortet oder alte Geschichten erzählt (Freibund auf dem Zwischentag). Die Leute merken anscheinend nicht, dass sich die Jugend doch noch bewegt und innerhalb mehrerer Jahre einiges passieren kann.

Aber solange es keine stichhaltigen Fakten (nicht Anschuldigungen) gibt, die einen Ausschluss eines Bundes rechtfertigen, kann ich ihnen auch nicht sagen: „Ihr dürft nicht kommen, weil jemand euch nicht mag“. Unter dieser Argumentation kann ich ja auch alle CDU oder Grünen-Wähler ausladen.

Wir dürfen über die ganze Streiterei nicht das aus den Augen verlieren, was unser (über-)bündisches Leben ausmacht, nämlich die Begegnung, der Austausch, das gemeinsame Singen und in unserem Fall auch der Wettstreit, wer der beste Sänger ist.

Wir bieten einen Raum für eine unbefangene Begegnung, die nichts mit Planungstreffen oder politischen Diskussionen bis zum bitteren Ende zu tun hat. Die Freundschaften, die auf solchen Treffen entstehen und das Kennenlernen anderer Blickwinkel, sind wichtig, ja eigentlich schon Voraussetzung, um ordentlich und respektvoll auf Augenhöhe miteinander diskutieren zu können. Wer den „Gegner“ persönlich kennt, ist vorsichtiger mit seinen Aussagen und stellt fest, dass er es hier nicht mit einem Abstraktum an Meinung und Gesinnung zu tun hat, sondern mit einem Menschen aus Fleisch und Blut. Wir sind also höchstens „Raumgeber“, die vermeiden möchten, dass sich eine Geschichte, wie im BDP oder auf der Waldeck vor X Jahren wiederholt und wir uns vor lauter Politik selbst vergessen und zerfleischen.

Das Beräunertreffen war, wenn man nach der Resonanz in der bündischen Szene urteilt, mit die wichtigste bündische Veranstaltung auf der Ludwigstein. Wie wollt ihr vermeiden, dass die Regelung fürs Exilberäuner schon Entscheidungen vorwegnimmt, die eigentlich erst im „Dialog der Bünde“ getroffen werden sollen?

Das Exilberäuner ist nicht der “Dialog der Bünde”. Da liegt für uns ein deutlicher Unterschied. Das eine ist eine wirkliche Entscheidungs- und Diskussionsplattform, das andere ein Singewettstreit. Wir möchten an dem Singewettstreit nicht diskutieren, sondern Freunde wiedertreffen, Spaß haben am Musizieren und das Bündische aufleben lassen. Mit dem Kodex für das Beräuner haben wir auch nur einen Kompromiss gefunden, den wir vier einigermaßen vertreten können. Die Gedanken und von dort sollen nicht die Gedanken der Parteien im Dialog der Bünde repräsentieren. Wer sind wir schon, dass wir dort eine große Entscheidung fällen. Wir sind nur Pfadfinder und unsere Stimme darf nicht mehr Gewicht bekommen, nur weil wir einen Singewettstreit organisieren. Leider verstehen viele nicht, dass wir diesen Anspruch eben nicht haben und werfen uns vor, das Fest aus politischen Gründen zu organisieren. Der Umgang damit ist für uns nicht leicht.

Wie wollt ihr verhindern, dass euer Umgang mit den kritisierten Bünden von einer der Konfliktparteien instrumentalisiert wird?

Das können wir nicht. Für eine Instrumentalisierung gibt es ja keine Einverständniserklärung, die wir vorher unterzeichnen würden. Wir können nur selbst es sagen, dass wir jede Form von Instrumentalisierung ablehnen. Mehr können wir nicht tun.

Von:

Ebba stammt aus dem Christlichen Pfadfinderbund Saar und ist erst mit 21 Jahren auf die Pfadfinderwelt gestoßen. Vieles, was für andere vertraut ist, weil sie es schon als Pimpfe gelernt haben, ist für sie vollkommen neu. Sie ist noch dabei sich die bündische und überbündische Welt zu erobern und betrachtet einiges aus einer anderen Perspektive.

Schreibe einen Kommentar